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Mediation auf Kuba

Wie werden Konflikte im realsozialistischen Umfeld gelöst?

von Lena Brode (Autor:in) Claude-Hélène Mayer (Autor:in)
©2016 Monographie 114 Seiten

Zusammenfassung

Das Buch beschäftigt sich mit den Themen der Mediation und Konfliktlösung in kubanischen Kontexten und geht den Fragen nach, ob und wie Mediation auf Kuba praktiziert wird. Durch Einblicke in die praktische Anwendung des Mediationsverfahrens zeigen die Autorinnen, inwieweit das theoretische Konzept in die kubanische Lebensrealität eingebettet ist. Hierbei entstehen kulturspezifische Einsichten in die Durchführung von Mediation. Der Band bietet einen wichtigen Beitrag zur kulturspezifischen Exploration der Konfliktlösung über Dritte.

Inhaltsverzeichnis

  • Cover
  • Titel
  • Copyright
  • Autorenangaben
  • Über das Buch
  • Zitierfähigkeit des eBooks
  • Inhaltsverzeichnis
  • 1 Einleitung
  • 2 Mediation
  • 2.1 Verbreitung
  • 2.2 Konflikt als Chance
  • 2.3 Grundprinzipien
  • 2.4 Voraussetzungen
  • 2.5 Rolle des Mediators
  • 2.6 Techniken
  • 2.7 Der Mediationsprozess
  • 2.7.1 Vorphase
  • 2.7.2 Das Mediationsgespräch
  • 2.7.3 Umsetzungsphase
  • 2.8 Anwendungsbereich
  • 2.9 Kulturelle Ausprägungen von Mediationsverfahren
  • 2.10 Individualismus versus Kollektivismus
  • 2.11 Interdependenz von Mediation und gesellschaftlichem Wandel
  • 2.12 Mediation wird Gesetz – Die aktuelle Debatte
  • 3 Forschungskontext Kuba
  • 3.1 Eckdaten
  • 3.2 Geschichte
  • 3.3 Alltagsleben
  • 3.3.1 Versorgung
  • 3.3.2 Wohnverhältnisse
  • 3.3.3 Kreativität, Kunst, Musik
  • 3.3.4 Tourismus
  • 3.3.5 Menschenrechte, Meinungsfreiheit und Autozensur
  • 3.3.6 Religion
  • 4 Forschungsmethoden
  • 4.1 Forschungsfrage
  • 4.2 Qualitatives Forschungsdesign
  • 4.3 Die Forscherin und ihr Feld
  • 4.4 Forschungsbeginn
  • 4.5 Interviews und Sample
  • 4.6 Spezielle Forschungssituation auf Kuba
  • 4.7 Datenerhebung
  • 4.7.1 Leitfadengestützte Experteninterviews
  • 4.7.2 Transkription
  • 4.7.3 Triangulation
  • 4.8 Datenanalyse
  • 4.8.1 Stufe 1: Einarbeiten und Eintauchen
  • 4.8.2 Stufe 2: Ableitung genereller Themen/Themenentwicklung
  • 4.8.3 Stufe 3: Kodierung der Daten
  • 4.8.4 Stufe 4: Ausarbeitung der Kodierung
  • 4.8.5 Stufe 5: Interpretation und Kontrolle
  • 4.9 Grenzen der Studie
  • 5 Ergebnisse
  • 5.1 Geschichte
  • 5.2 Merkmale und Verständnis von Mediation
  • 5.3 Qualität
  • 5.4 Kritik an der Qualität
  • 5.5 Selbstbild
  • 5.6 Wertschätzung
  • 5.7 Strukturelle Aspekte
  • 5.7.1 Verbreitung
  • 5.7.2 Institutionalisierung
  • 5.8 Kulturelle Aspekte
  • 5.8.1 Freund- und Feindbild
  • 5.8.2 Kollektivismus/Individualismus
  • 6 Fazit und Ausblick
  • 7 Quellen
  • 8 Anhang

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1 Einleitung

Karibik, Salsa, Zigarren, Zucker, Guerilleros, Kolumbus, Natur pur, Sozialismus, Nostalgie, Oldtimer, Farbenpracht, Musik… Ein assoziatives Potpourri. Nur der Blickwinkel divergiert, denn Kubas Geschichte ist genauso spannend wie umstritten. Die Revolution von 1959 ist ein nachhaltig weltbewegendes Ereignis, denn niemand hätte damals damit gerechnet, dass sich die Freiheitskämpfer solange behaupten. Nachdem sich das ideologische Weltgefüge des kalten Krieges und damit eine intensive wirtschaftliche und kulturelle Zusammenarbeit mit der Sowjetunion und der übrigen RGW-Staaten auflöst, zeigt sich Kubas Dependenz von eben diesen Verbündeten. Von Regierungsseite wird der Notstand in Friedenszeiten ausgerufen, der bis heute anhält und unterschiedliche Reformen hervorbringt. Besonders im Tourismussektor wird versucht, mit Hilfe von ausländischen Investoren die ökonomischen Entwicklung Kubas voran zu treiben. Diese kontrollierte Öffnung zur kapitalistisch geprägten Welt führt auch zu einer größeren Handlungsfreiheit der Bevölkerung und leitet durch viele strukturelle Veränderungen einen sukzessiven Gesellschaftswandel ein.

Dieser Prozess spiegelt sich vor allem auf akademischer und kultureller Ebene wider und birgt unter anderem Potential für Reibungen und Konflikte. Die divergierenden gesellschaftspolitischen Überzeugungen und die gegebenen Strategien der Konfliktlösung sind aus kulturwissenschaftlicher Perspektive besonders interessant. Für die Forscherin könnte die Mediation eine konkrete Methode der gewaltfreien Konfliktlösung für das Kontextfeld Kuba bieten. Es ist das Anliegen der vorliegenden Studie zu erforschen, inwiefern sich das im Westen etablierte Modell Mediation oder ein vergleichbares Verfahren auf der Insel finden lässt. Die ihr zugrundeliegende Fragestellung wird im Methodenkapitel genauer erläutert.

Die Gefahr einer ethnozentristischen Herangehensweise, die oftmals dazu führt, dass Konfliktlösungsstrategien anderer Länder an vom Westen geprägten Standards gemessen und bewertet werden besteht. Es ist durchaus legitim, ein bestehendes Modell für einen Vergleich heranzuziehen, da im Zuge der Globalisierung mehr und mehr Kontakt und Austausch von Theoriekonzepten und Methoden existiert. Wichtig ist hierbei allerdings der Blickwinkel der Betrachtung und die Offenheit gegenüber unterschiedlichen Formen und Herangehensweisen. ← 11 | 12 →

Im ersten Kapitel werden die Grundprinzipien des westlich geprägten Modells der Mediation, die Rolle des Mediators1 und die Techniken, derer er sich bedienen kann dargestellt. Dabei geht es vor allem um die Interdependenz von gesellschaftlichem Wandel und Mediation.

Das zweite Kapitel widmet sich dem Forschungskontext. Anhand der komplexen Geschichte des Landes wird ein Bild der heutigen Lebensumstände auf Kuba gezeichnet. Vor dem Hintergrund der politischen und humanitären Debatten wird die eingangs erwähnte Öffnung des Landes, die damit verbundenen Reformen und deren Auswirkungen auf den Alltag dargestellt.

Kapitel drei stellt das qualitative Forschungsdesign der explorativen Studie dar. Der Datenerhebung und Analyse liegen phänomenologische und interpretative Denkmuster zugrunde, die in der Erläuterung des methodologischen Vorgehens auch die Rolle der Forscherin selbst reflektieren.

Im vierten Kapitel werden die Ergebnisse der Datenanalyse präsentiert. Hierbei bildet die Reihenfolge der Ergebnisse innerhalb der Kategorien einen roten Faden der zunächst die deskriptiven Aspekte anführt, um dann auf die interpretative Ebene zu gelangen.

Im darauffolgenden Kapitel werden die gesammelten Ergebnisse anhand der theoretischen Grundlage zu Mediation diskutiert und führen im letzten Kapitel zu Ausblick und Fazit dieser Forschungsarbeit.

Der vom Kapitalismus marginalisierte Sozialismus und in der Umkehrung die sozialistische Kritik an der vermeintlichen Freiheit des Kapitalismus schaffen auch in der Forschung ein polarisiertes Spannungsfeld politisch-ideologischer Überzeugungen. Mit dem Bewusstsein in einer anderen Gesellschaftsform aufgewachsen zu sein, geht es der Forscherin darum, hier Zusammenhänge und Interdependenzen wahrzunehmen und wertfrei darzustellen.


1Aufgrund des besseren Leseflusses wird in der gesamten Studie die männliche Form verwendet. Dabei soll hier ausdrücklich darauf hingewiesen, dass alle Geschlechter mitgedacht werden. Wenn es sich um weibliche Personen handelt, wird dies explizit formuliert.

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2 Mediation

Details

Seiten
114
Erscheinungsjahr
2016
ISBN (PDF)
9783653062069
ISBN (MOBI)
9783653960235
ISBN (ePUB)
9783653960242
ISBN (Paperback)
9783631667040
DOI
10.3726/978-3-653-06206-9
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2015 (November)
Schlagworte
Konfliktlösung Vermittlung Kultur Perspektivwechsel Interkultur
Erschienen
Frankfurt am Main, Berlin, Bern, Bruxelles, New York, Oxford, Wien, 2015. 114 S.

Biographische Angaben

Lena Brode (Autor:in) Claude-Hélène Mayer (Autor:in)

Lena Brode studierte vergleichende Kultur- und Religionswissenschaft an der Philipps-Universität in Marburg sowie Intercultural Communication Studies an der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt (Oder). Sie arbeitet als Übersetzerin und lehrt Deutsch als Fremdsprache. Claude-Hélène Mayer ist Privatdozentin am Institut für Sprachgebrauch und Therapeutische Kommunikation an der Europa Universität Viadrina, Frankfurt (Oder) und Gastprofessorin am Department for Industrial and Organisational Psychology an der University of South Africa in Pretoria, Südafrika. Sie ist als systemische Familientherapeutin, Beraterin, interkulturelle Trainerin und Mediatorin international tätig.

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