Die Vermittlung der italienischen Fachsprache der Kunstgeschichte und der Archäologie
Zusammenfassung
Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
- Cover
- Titel
- Copyright
- Autoren-/Herausgeberangaben
- Über das Buch
- Zitierfähigkeit des eBooks
- Inhaltsverzeichnis
- Abkürzungen
- Vorwort
- Einleitung
- Kap. 1. Italienisch als Bezugssprache der kunstwissenschaftlichen Disziplinen und der Archäologie
- 1.1 Richtungen der bis jetzt durchgeführten Recherchen
- 1.1.1 Forschungen im Bereich der Geschichte der Sprache und der Literatur sowie im philologischen Bereich
- 1.1.2 Forschungen im Bereich der Kunstkritik, der Geschichte der Kunstgeschichte, des Schreibens über Archäologie
- 1.1.3 Forschungen im Bereich der Übersetzungswissenschaft
- 1.1.4 Übersicht zum didaktischen Material und zu seiner Untersuchung
- 1.2 Die Fachsprache: Bezeichnungen, Dimensionen und Eigenschaften
- 1.2.1 Die Sprache im Fach als Varietät: Forschungsrichtungen, ihre Grenzen und deren Überwindung
- 1.2.2 Von „LSP“ zu „microlingua“: die Natur der Fachsprache in der Literatur
- 1.2.3 Horizontale und vertikale Zuordnung der Fachsprache und ihre Grenzen
- 1.2.4 Die Sprache im Fach: Sprachvarianten innerhalb einer Sprachvariante?
- 1.3 Der Begriff Diskurs und seine Anwendung auf die kunstwissenschaftlichen und archäologischen Disziplinen
- 1.3.1 Zum Begriff Diskurs
- 1.3.2 Entstehung und Entwicklung der wissenschaftlichen Diskurse der Kunstgeschichte und der Archäologie
- 1.3.3 Besonderheiten des Diskurses der kunstwissenschaftlichen Disziplinen und der Archäologie in der italienischen Tradition
- 1.3.4 Besonderheiten der Diskurse der kunstwissenschaftlichen und archäologischen Disziplinen in Ämtern und Institutionen in Italien
- 1.4 Kommunikation, Texte und Strukturen im Diskurs der kunstwissenschaftlichen und archäologischen Disziplinen in italienischer Sprache
- 1.4.1 Kommunikative Bereiche und Akteure der Kommunikation
- 1.4.2 Genres, Textsorten und ihre Eigenschaften im untersuchten Diskurs
- 1.4.3 Morphosyntaktische Strukturen
- 1.4.4 Wortschatz im Diskurs und in der Diskurstradition
- 1.5 Zwischenfazit, Bemerkungen für die Fachfremdsprachdidaktik und Forschungsfrage
- 1.5.1 Zusammenfassung, vorläufiges Fazit und Forschungsdesiderata
- 1.5.2 Formulierung der Forschungsfrage
- Kap. 2. Methode und Design der Forschung: Orientierungsrahmen, Planung und Durchführung
- 2.1 Orientierungsrahmen
- 2.1.1 Übersicht zum Begriff Kompetenz in der Literatur zur Fremdsprachenforschung
- 2.1.2 Didaktische Ansätze in der Integration von Sprach- und Fachinhalten
- 2.1.3 Zu Interkomprehension, Tertiärsprachen und ihrer Didaktik
- 2.1.4 Zu Interaktionskonzepten und Handlungsorientierung
- 2.2 Methodologische Überlegungen und Forschungsdesign der Arbeit
- 2.2.1 Methodologie, Methode und Forschungsinstrumente
- 2.2.2 Qualitative vs. quantitative und integrierte Forschung
- 2.2.3 Fallstudien als Forschungsmethode
- 2.2.4 Aktionsforschung als Forschungsmethode
- 2.2.5 Das Forschungsdesign der Arbeit auf der Makro- und Mikroebene
- 2.3 Instrumente für die Erforschung von Lehr-Lernprozessen
- 2.3.1 Die eingesetzten standardisierten Befragungen
- 2.3.2 Die nicht standardisierten Befragungen
- 2.3.3 Die Unterrichtsbeobachtung: Das Protokoll des Stundenablaufs
- 2.4 Instrumente für die Erforschung der Kurs- und Lernprodukte anhand Primärdaten
- 2.4.1 Das in den Kursen entwickelte Lehr-Lernmaterial für den Präsenzunterricht
- 2.4.2 Die Online-Aufgaben und das Blended-Learning-Konzept
- 2.4.3 Die schriftliche Produktion durch Interaktion per E-Mail
- 2.4.4 Die Klausur
- 2.5 Sammlung, Speicherung, Darstellung, Auswertung und Interpretation der Daten
- 2.5.1 Ethische Fragen, Validität und Reliabilität der Daten
- 2.5.2 Anonymisierungsverfahren der erhobenen Daten und der Dokumente
- 2.5.3 Speicherung und Lagerung der erhobenen Daten
- 2.5.4 Behandlung und Auswertung der Daten aus standardisierten Befragungen
- 2.5.5 Behandlung der Tonaufnahmen, Transkription und Auswertung der Interviews
- 2.5.6 Behandlung und Auswertung der Daten aus externen Unterrichtsbeobachtungen
- 2.5.7 Kriterien und Instrumente für die Bewertung der Klausuren
- 2.5.8 Konstruktion und Analyse des Korpus der schriftlichen Produktionen in der Klausur
- 2.5.8.1 Einsicht in die Literatur zur Korpuslinguistik
- 2.5.8.2 Das Korpus „Italienisch von Studierenden der Kunstgeschichte und der Archäologie auf Anfängerniveau“
- Kap. 3. Der Italienischkurs zum Anfängerniveau für Studierende der Kunstgeschichte und der Archäologie: Rekonstruktion von Kursablauf und -Inhalten
- 3.0 Einführung
- 3.1 Die Gruppenkomposition in den untersuchten Kursen
- 3.1.1 Studienfächer und angestrebte Abschlüsse
- 3.1.2 Vorkenntnisse in modernen und alten Sprachen sowie des Italienischen
- 3.1.3 Motive für den Kursbesuch
- 3.1.4 Erfahrung mit Lernen in virtuellen Kontexten
- 3.1.5 Orientierungsrahmen für die Gestaltung und Durchführung der Kurse
- 3.1.5.1 Anregungen aus den Befragungen
- 3.1.5.2 La lingua dell’Arte als Bezugsrahmen
- 3.1.5.3 Frühere Kurse für Studierende der Kunstgeschichte und der Archäologie
- 3.2 Ablauf der Kurse
- 3.2.1 Die Teilnahme im Vergleich
- 3.2.2 Sozial- bzw. Unterrichtsformen in den Kursen
- 3.2.3 Umsetzung der Interkomprehensionsdidaktik laut der Stundenprotokolle
- 3.2.4 Übersicht zu Materialentwicklung und Integration von La lingua dell’Arte
- 3.2.5 Das Blended-Learning in den Kursen: Online-Übungen und Arbeit per E-Mail
- 3.2.6 Berücksichtigung von Fachinhalt und Diskursfunktionen in den Mod. 1 und 2
- 3.2.7 Textsorten, die in den Kursen betrachtet wurden
- 3.2.8 Die in den Kursen betrachteten Grammatikinhalte
- 3.2.9 Wortschatz- und Fachwortschatzinhalte
- 3.3 Die Klausur
- 3.3.1 Gliederung und Struktur
- 3.3.2 Anpassung von Aufgabenkonstruktion und Inhalt in den gestellten Klausuren
- 3.3.3 Klausuranforderungen und Erwartungshorizonte in Mod. 1 und 2
- 3.4 Zusammenfassung und Fazit zum Kap. 3
- Kap. 4. Das Feedback zum Kurs aus Sekundärdaten teilnehmender Perspektive
- 4.1 Die gesammelten Daten
- 4.1.1 Übersicht und Kritik
- 4.1.2 Die Interviews
- 4.1.3 Die Fragebögen am Ende der Kurse und zu einzelnen Übungen
- 4.1.4 Die Evaluationen
- 4.2 Lehr-Lernmaterial, Inhalt, Methode und Lerngewinn aus studentischer Perspektive
- 4.2.1 Das Feedback zum Lehrbuch La lingua dell’Arte
- 4.2.2 Übungen, Arbeitsblätter und Aktivitäten in den Kursen zu Mod. 1
- 4.2.3 Übungen, Arbeitsblätter und Aktivitäten in den Kursen zu Mod. 2
- 4.2.4 Fachinhalt und Wortschatz aus der Lernerperspektive
- 4.2.5 Diskurs, Textsorten und ihre Modalität: die Wahrnehmung der Kurs-TN
- 4.2.6 Grammatikalische Inhalte in den Kursen aus der Lernerperspektive
- 4.2.7 Wahrnehmung der didaktischen Methoden und der Umsetzung von Kursinhalten
- 4.2.8 Unterrichtstempo, Lernfortschritt und Arbeitsaufwand aus der Lernerperspektive
- 4.2.9 Die Wahrnehmung der Fertigkeiten, der Kompetenzen und der Bildungsziele
- 4.3 Zusammenfassende Aussagen zum Feedback zum Kurs und zur Zielgruppe aus Sekundärdaten teilnehmender Perspektive
- 4.3.1 Zusammenfassung zum Feedback zum Kurskonzept: Inhalte, Methoden und didaktische Umsetzung
- 4.3.2 Ergänzende Aussagen zum Profil der Zielgruppe
- 4.3.2.1 Die Bedürfnisse aus der Lernerperspektive in den durchgeführten Befragungen
- 4.3.2.2 Motivation aus der Lernerperspektive in den durchgeführten Befragungen
- 4.4 Zusammenfassung und Fazit zum Kap. 4
- Kap. 5. Das Feedback zum Kurs aus Primärdaten teilnehmender Perspektive: Diagnostik des Lerngewinns
- 5.0 Teilnahme an der Klausur und Gesamtergebnisse: eine Übersicht
- 5.1 Auswertung der Klausurergebnisse zu Mod. 1
- 5.1.1 Leistungsergebnisse zum Teil 1, „Hörverstehen“ bzw. „Hör-Sehverstehen“
- 5.1.2 Leistungsergebnisse zum Teil 2, „Leseverstehen“
- 5.1.3 Leistungsergebnisse zum Teil 3, „Grammatik und Lexik“
- 5.1.4 Leistungsergebnisse zum Teil 4, „Schriftliche Produktion“
- 5.1.4.1 Auswertung der schriftlichen Produktion in der Klausur zu MS-1
- 5.1.4.2 Auswertung der schriftlichen Produktion in der Klausur zu MS-K
- 5.1.4.3 Auswertung der schriftlichen Produktion in der Klausur zu GÖ-1 SoSe 2012
- 5.1.4.4 Auswertung der schriftlichen Produktion in der Klausur zu GÖ-1 WiSe 12–13
- 5.1.4.5 Zusammenfassung: Beschreibung der Fertigkeit „Schreiben“ am Ende des Moduls 1 anhand der Klausurleistungen
- 5.2 Auswertung der Klausurergebnisse zu Mod. 2
- 5.2.1 Leistungsergebnisse zum Teil 1, „Hör-Sehverstehen“
- 5.2.2 Leistungsergebnisse zum Teil 2, “Leseverstehen”
- 5.2.3 Leistungsergebnisse zum Teil 3, “Grammatik und Lexik”
- 5.2.4 Leistungsergebnisse zum Teil 4, “Schriftliche Produktion”
- 5.2.4.1 Leistungsergebnisse zum Teil 4, “Schriftliche Produktion” in MS-2
- 5.2.4.2 Leistungsergebnisse zum Teil 4, “Schriftliche Produktion” in GÖ-2
- 5.2.4.3 Zusammenfassung: Beschreibung der Fertigkeit „Schreiben“ am Ende des Moduls 2 anhand der Klausurleistungen
- 5.3 Zusammenfassung und Fazit zum Kap. 5
- Kap. 6. Beantwortung der Forschungsfrage und Aussagen zum untersuchten Kursmodell
- 6.1 Vergleich zwischen Erwartungshorizonten, erbrachten Leistungen und subjektiver Wahrnehmung des Lerngewinns
- 6.2 Kursprofile nach Gruppenkomposition und Hochschuleinrichtung
- 6.3 Die Heterogenität der Zielgruppe: Lernerprofile im Kurs
- 6.4 Anforderungen für die Gestaltung und Durchführung des untersuchten Kursmodells unter Berücksichtigung der Lernerprofile
- 6.5 Ein anpassungsfähiges Kursmodell für Studierende der Kunstgeschichte und der Archäologie zum Anfängerniveau
- 6.6 Nachhaltigkeit und Übertragbarkeit des Kursmodells
- 6.7 Ausblick und weitere Forschungsdesiderata
- Literaturverzeichnis
- Reihenübersicht
Die vorliegende Arbeit hat mir die Möglichkeit gegeben, zwei Felder in der Forschung zusammenzuführen, die mich persönlich und beruflich immer besonders angesprochen haben, nämlich das der kunstgeschichtlichen bzw. kunstwissenschaftlichen Disziplinen und der Archäologie einerseits und das der Fremdsprachenvermittlung andererseits. Diese Zusammenführung ist mir durch eine Unterrichtsforschung gelungen, die ich im Rahmen von sieben Italienischkursen an zwei unterschiedlichen Hochschulen, der Georg-August-Universität Göttingen und der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster, über vier Semester (2011–2013) durchgeführt habe.
Die Erstellung der Arbeit bedeutete für mich aber auch eine große Herausforderung. Auf das druckreife Manuskript blickend, sehe ich deshalb nicht nur die wissenschaftliche Leistung, sondern auch die bereichernde menschliche Erfahrung, die dahinter steckt. Ohne vielseitige Unterstützung wäre die Erstellung der Arbeit nicht möglich gewesen. Es ist deshalb mit großer Dankbarkeit, dass ich an allen diejenigen denke, die mir ermöglicht haben, meine Forschung durchzuführen, fortzusetzen und erfolgreich abzuschließen.
Ein großer Dank geht in erster Linie an Frau Prof. Dr. Birgit Schädlich, meine erste Betreuerin, die in den verschiedenen Phasen der Verfassung dieser Arbeit immer bereit war, mich mit konstruktiven Hinweisen und weiterführenden Anmerkungen auf der Seite der Sprachdidaktik und der Unterrichtsforschung zu unterstützen. Für ihre Mühe, die einzelnen Teile meiner Arbeit in den verschiedenen Phasen der Erstellung und Revision durchzulesen und mit mir bis ins Detail zu besprechen, und für ihre hilfreichen Anregungen bin ich ihr sehr dankbar.
Ein besonderer Dank geht auch an Herrn Prof. Dr. Johannes Bergemann, meinen zweiten Betreuer, der mir seine freundliche Unterstützung auf der wissenschaftlichen Seite der Fächer Archäologie und Kunstgeschichte mit wertvollen Ratschlägen hat zuteil werden lassen. Ihm zu verdanken habe ich auch die Gelegenheit, einen Teil meiner Unterrichtsforschung im Archäologischen Institut der Georg-August-Universität Göttingen, welches er als Direktor leitet, mit den dortigen Studierenden durchzuführen.
Große Dankbarkeit gebührt auch Frau Prof. Dr. Andrea Bogner, dritte Gutachterin meiner Arbeit: In unseren Gesprächen wurden interkulturelle und interdisziplinäre Aspekte meiner Arbeit in den Fokus gestellt und in einer weiterführenden Perspektive betrachtet. ← xix | xx →
Ebenfalls möchte ich mich bei der Graduiertenschule der Geisteswissenschaften der Georg-August-Universität Göttingen (GSGG) herzlich bedanken. Die GSGG hat ein Teil meiner Forschung im Rahmen des „Hetairos“-Promotionsprogrammes mit der Finanzierung eines Lehrauftrags und die Abschlussphase der Dissertation mit einem Stipendium gefördert. Sie war auch der Ort des wissenschaftlichen Austauschs im Rahmen von Tagungen und Workshops und hat mich auch dadurch auf dem Weg zur Promotion unterstützt.
Meine Dankbarkeit gilt außerdem dem Sprachenzentrum der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster, wo ich einen Teil meiner Unterrichtsforschung in den Italienischkursen durchführen durfte, und seinem ehemaligen Direktor Herrn Prof. Dr. Grießhaber, der mir im Rahmen eines regen wissenschaftlichen Austauschs wertvolle Anregungen in den ersten Phasen meiner Promotion gegeben hat.
Meine Danksagung geht auch an alle Kolleginnen und Kollegen, Dozierenden, Forschenden und Emeriti, mit denen ich mich während meiner Forschung auf wissenschaftlicher Ebene austauschen konnte und die ich jetzt nicht einzeln erwähnen kann: Oft kamen nämlich nicht nur aus geplanten, sondern auch aus spontanen Gesprächen hilfreiche, weiterführende Anregungen.
Auch die fast hundert StudentInnen, die in den von mir untersuchten Kursen saßen, und bereit waren, als „Versuchskaninchen“ Teil meiner Forschung zu werden, so wie die Absolvent/Innen bzw. Doktorand/Innen, die das Stundenprotokoll in den untersuchten Kursen mit Sorgfalt geführt haben, möchte ich an dieser Stelle mit Dankbarkeit und Sympathie erwähnen.
Ein spezieller Dank geht schließlich an die vielen Freunde, die mir beigestanden und mich dazu ermuntert haben, das Ziel der Promotion zu verfolgen und auch zu erreichen. Mir nah gestanden hat während dieser Zeit auch meine Familie, insbesondere meine Kinder, Erica und Cristiano, und meine Mutter: Sie haben an mich geglaubt, vieles geduldet und mich mit ihrer Liebe unterstützt. Ihnen gilt mein tiefster Dank.
Göttingen, im Februar 2017
Debora Gay
Das Italienische spielt eine wichtige Rolle im fachlichen Kontext der Kunstgeschichte und der Archäologie sowohl als Sprache der Kunstliteratur und der Quellen, weil sie Veröffentlichungssprache wissenschaftlicher Beiträge beider Disziplinen ist, und wegen des Kulturerbes Italiens. Aus diesem Grund müssen StudentInnen der Kunstgeschichte und der Archäologie bereits im Laufe des Bachelorstudiums, spätestens im Rahmen des Masterstudiums Kompetenzen im Italienischen im fachlichen Kontext der Studienfächer aufbauen: Die traditionelle Annäherung zur Fachfremdsprache nach dem Erreichen eines mittleren Kompetenzniveaus in der Allgemeinsprache passt nicht zu ihren Lernbedürfnissen.
Diese Feststellung und frühere Lehrerfahrungen in Fachfremdsprachkursen an deutschen Hochschulen waren Anregung zur Formulierung der Forschungsfrage, aus der die vorliegende Arbeit entstanden ist: Wie weit ist es möglich, ein praxisorientiertes Kursmodell zum Anfängerniveau für Studierende der Kunstgeschichte und der Archäologie zu entwickeln, das den Erwerb diskursiver und kommunikativer Kompetenzen im Italienischen im Studienfach zum Ziel hat?
Die Forschungsfrage bewegte sich um ein Feld, auf dem es etliche Forschungslücken und wenige Anhaltspunkte gab. Ein Überblick der Literatur zur Fachsprache bzw. zu den disziplinären Diskursen der Kunstgeschichte und der Archäologie war sogar vor der Formulierung der Forschungsfrage notwendig, um den Stand der Forschung zum einen und das Forschungsfeld zum anderen zu erkunden. Diese einführende Untersuchung war wichtig, weil die Diskurse der beiden Disziplinen (insbesondere der Archäologie) davor unsystematisch erforscht worden waren. Darum geht es in Kap. 1 der Arbeit. Auf dieser Basis ist die Forschungsfrage am Ende des Kapitels formuliert worden.
Gerade die Orientierung zur Untersuchung eines Kursmodells zum Anfängerniveau und die Forschungslücke in der sprachdidaktischen Literatur zu diesem Punkt erlaubte es, die Forschung mehrdimensional – explorativ, rekonstruktiv und diagnostisch – zu gestalten und den Ansatz auf einer Triangulation der Perspektiven, der Daten und der Methoden zu basieren. Kap. 2 setzt sich somit mit der fachdidaktischen Literatur und mit der Literatur zur Lehr-Lernforschung auseinander und stellt das Design der Untersuchung – einer Aktionsforschung in einer vergleichenden Fallstudie – dar. Kap. 2 liefert auch einen Orientierungsrahmen für den didaktischen Ansatz in den untersuchten Kursen: Didaktische Methoden, die das Blending von Sprach- und Fachinhalten vorsehen, wie die CLIL-Methode, kognitive Annäherungsweisen der Fremdsprachen, wie die ← xxi | xxii → Didaktik der Interkomprehension, und Dimensionen fremdsprachiger Kompetenz sind anhand der Literatur in diesem Rahmen fokussiert.
Die Aktionsforschung ist im Laufe von vier Semestern an zwei unterschiedlichen Einrichtungen von zwei deutschen Hochschulen in sieben Modularkursen durchgeführt worden.
In Kap. 3 werden ein Teil der Daten zur explorativen Forschung zum Profil der Zielgruppe dargestellt und diskutiert. Die Kurse lassen sich hier in ihren verschiedenen Aspekten beschreiben: Lehr-Lernmethoden, die die Kurse geprägt haben, Fach- und Sprachinhalte, umgesetzte Lehr-Lernmaterialien, Lern- und Testaufgaben werden rekonstruiert und anhand von Bezugsliteratur diskutiert. Anhand der Kursrekonstruktion und der Analyse der Klausurstellung lässt sich ein Erwartungshorizont für die verschiedenen Teilfertigkeiten am Ende der Kurse zeichnen.
In Kap. 4 wird das Feedback zum Kurs bzw. zu den verschiedenen berücksichtigten Aspekten aus der Lernerperspektive untersucht. Die Wahrnehmung der Kurse (Durchführung und Inhalt) und des Lerngewinns aus der studentischen Perspektive erlaubt nicht nur, eine Triangulation zu den Kursinhalten zu bekommen, sondern auch das Profil der Zielgruppe weiter zu erkunden. Bedürfnisse und Motivation werden in diesem Zusammenhang insbesondere fokussiert.
Kap. 5 ist auf die Diagnostik des Lerngewinns in den einzelnen Kursen in den zwei Modulen ausgerichtet und zielt auf die Beschreibung der durch den Kurs aufgebauten Fertigkeiten. Der Fachfremdsprachendidaktik trägt es durch die Untersuchung des kleinen aber wichtigen Lernerkorpus von Klausurtexten der untersuchten Kursteilnehmer/Innen bei.
Die diagnostizierten, aufgebauten Fertigkeiten werden dann mit Daten aus der Wahrnehmung des Lerngewinns in Kap. 6 trianguliert. Weitere – auch individuelle – Daten erlauben schließlich eine Typisierung der Lernerprofile in den untersuchten Kursen und ihre Beschreibung. Gerade dies erlaubt als letzten Schritt, die Forschungsfrage zu beantworten.
Im Rahmen eines lernerzentrierten Ansatzes lässt sich das untersuchte Kursmodell als anpassungsfähig beschreiben. Adaption der Lehr-Lernmaterialien, der Methoden, der Fachinhalte, anhand denen man die Sprache vermittelt, und Bereitschaft der Lehrperson, den unterschiedlichen Lernerbedürfnissen entgegen zu kommen, werden in diesem Zusammenhang besprochen. Ansätze der CLIL-Didaktik wie die Sprachlernunterstützung (scaffolding), Umsetzung von Methoden der Didaktik der Interkomprehension, kognitive Ansätze zur Sprache aber auch Fokussierung der kommunikativen Bedürfnisse der jeweiligen Lernergruppen im Fach sind die Mittel bzw. Instrumente, mit denen die Adaption des Kurskonzeptes realisiert werden kann. ← xxii | xxiii →
Die Arbeit liefert schließlich einen Beitrag der Fachfremdsprachendidaktik zum Anfängerniveau, indem das in den Kursen entwickelte und in Kap. 3 dargestellte und analysierte Lehr-Lernmaterial, zur Verfügung der Leser bzw. weiterer Sprachdozent/Innen gestellt wird. Hoffnung der Verfasserin ist hier, dass das erwähnte Material in Fachfremdsprachenkurse Italienisch zum Anfängerniveau für die untersuchte Zielgruppe weiter umgesetzt und erprobt wird. Sicherlich können aber auch Forschungen über andere Sprachen im selben Fachbereich vom vorliegenden Beitrag profitieren, die geführte Forschung fortsetzen bzw. erweitern oder sie auf andere Sprachen und Fachbereiche übertragen.
1.1 Richtungen der bis jetzt durchgeführten Recherchen
Das Verhältnis zwischen italienischer Sprache und Kunst bzw. bildenden Künsten, die Rolle der italienischen Sprache in kunstgeschichtlichen und archäologischen Forschungsbereichen und Diskursen, die Übertragung des metasprachlichen Wortschatzes der Kunst innerhalb von fachlichen und literarischen Traditionen sind bereits längst aus mehreren Perspektiven untersucht worden. Im Folgenden werde ich die relevantesten Forschungsrichtungen anhand einer umfassenden Literaturdurchsicht darstellen und Anhaltspunkte für meine Untersuchung identifizieren.
Die ältesten Bemerkungen über die bildenden Künste im Volgare stammen aus dem XIII.–XIV. Jahrhundert und zwar von Dante, Boccaccio, Petrarca, Filippo Villani und Cennino Cennini. Zu dieser Zeit entwickelt sich in Florenz eine neue Art und Weise, die Malerei und ihre Funktion zu verstehen, zu lesen und zu interpretieren; dem Künstler werden intellektuelle, nicht nur handwerkliche Gaben zuerkannt; der Volgare erlaubt, technische und theoretische Begriffe angemessen auszudrücken (Venturi 2000: 85–87). Aus diesem Grund verbindet sich die Untersuchung der Sprache der kunstwissenschaftlichen Disziplinen mit der geschichtlichen und philologischen Erforschung der italienischen Sprache. Um die Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts entwickeln sich philologische Studien über die Sprache der Künstler der Renaissance, wobei das Hauptinteresse darin liegt, die Manuskripte des Leonardo da Vinci grammatikalisch und lexikalisch zu erforschen und in kritischen Ausgaben zu veröffentlichen. 1944 publiziert Marinoni Gli appunti grammaticali e lessicali di Leonardo da Vinci, gefolgt von den Beiträgen von Gianfranco Folena über die Sprache von Leonardo, die Kunstabhandlungen des Cinquecento, die Werke im Volgare von Leon Battista Alberti und die Sprache und ← 1 | 2 → den Wortschatz der Malerei im Briefwechsel von Tizian1. 1960 betrachtet Bruno Migliorini in seiner Storia della lingua italiana die Rolle der Kunst und der Künstler in der Entwicklung der italienischen Sprache. Er verweist auf die Erweiterung des Wortschatzes und auf die Fixierung bestimmter Fachtermini im Volgare u. a. im künstlerischen Bereich bereits im XIV. Jahrhundert. Dieser Prozess findet auf zwei Wegen statt: zum einen entstehen neue Begriffe im Volgare aus lateinischen Etymologien für Disziplinen, die ursprünglich Latein als ihre Sprache hatten; zum anderen entstehen neue Terminologien aus praktischen Handlungsfeldern, z. B. in den Werkstätten und in den Künstlerateliers (Migliorini 2004[1960]: 213). Migliorini schreibt der Lexik der Kunst eine historische Tradition zu, die auch in der Dichtung und in der Prosa bereits im XIV. Jahrhundert nachgewiesen wird (ebd.).
Mit den Forschungen von Altieri Biagi, die auf die ’70er bis ’90er Jahre zurückgehen2, wird die Untersuchung der Bezugssprache der kunstwissenschaftlichen Disziplinen als philologische Erforschung der Wissenschaftssprache in ihrer historischen Dimension verstanden3. Dabei entwickeln sich Studien in bestimmte Richtungen: Texte über Malerei und Architektur (darunter Abhandlungen) werden v. a. lexikalisch untersucht4. Ziel dieser Untersuchungen ist, zum einen den ersten Beleg für bestimmte Wörter der Kunst im Volgare zu finden, zum anderen die Rolle des Volgare im Verhältnis zum Latein im Spätmittelalter in bestimmten Tätigkeitsbereichen zu fokussieren und dabei die Eigenschaften der Sprache der Wissenschaft im Mittelalter zu klären.
Die Forschungen der letzten zwanzig Jahren über die Abhandlungen haben eine Diglossie gezeigt, welche die italienischen Künstler des Quattrocento und Cinquecento prägt, indem sie in ihren Schriften zwischen Latein und Volgare schwanken (Biffi 2001, 2003, 2008)5. Der Vergleich zwischen den zwei Fassungen der ← 2 | 3 → Abhandlung De Pictura von Leon Battista Alberti hat ihrerseits gezeigt, dass die lateinische Redaktion reicher an Erklärungen, Definitionen und Quellennachweisen ist6. In der Fachliteratur wird die Diglossie von Künstlern und Theoretikern wie Leon Battista Alberti und Piero della Francesca auch als Zweisprachigkeit beschrieben (Coluccia, 2001: 7). Einen technischen Wortschatz im Volgare festzumachen, scheint eine Notwendigkeit im XV. Jahrhundert zu sein. Deshalb entstehen Übersetzungen von Vitruvs De architectura wie die von Francesco di Giorgio Martini (vgl. Biffi 2008: 130). Dabei entsteht ein Wortschatz der Architektur in Volgare, welcher die Kommunikation unabhängig von regionalen oder sozialen Unterschieden ermöglichen soll (Biffi 2001 und 2003). Leonardo versucht stattdessen, sich mit Vokabellisten gelehrter Termini zu helfen, die er sich notiert hat, um sich genauer auszudrücken; diese benutzt er neben Vokabeln aus dem handwerklichen Bereich und neben einem Wortschatz, den er durch Derivation und Resemantisierung gebildet hat (Biffi 2013: 183ff; 2008: 135ff.). Weitere Forschungen im philologischen Bereich haben außerdem die Unterschiede zwischen den Abhandlungen über die Malerei von Leonardo da Vinci und Cennino Cennini besser erkannt, sowie die erste Erscheinung bestimmter Fachtermini genauer datiert7. In diesen und weiteren philologischen Beiträgen sieht Biffi (2001: 254) die Bestätigung einer „Intuition“ von Migliorini: auf seinen philologischen Forschungen basierend, hatte Migliorini (1960: 425ff in Biffi, ebd.) vermutet, dass der Wortschatz der Architektur im Volgare sich bis Ende des 16. Jahrhunderts vollständig gebildet und begonnen hat, sich in die anderen europäischen Sprachen zu verbreiten. Dieser Vermutung folgend, konnte Altieri Biagi (1990a: 184ff) ihrerseits feststellen, dass die Wissenschaftssprache im Volgare in der historischen Tradition im ständigen Wechsel mit der literarischen und der angewandten Sprache steht.
Bezug auf die hier geführte Forschung nehmend, erlauben Ergebnisse und Gewinne der philologischen Untersuchungen im Bereich der Geschichte der Sprache und insbesondere der Wissenschaftssprachen, drei Betrachtungen zu formulieren. Sie zeigen, dass die Bezugssprache der kunstwissenschaftlichen Disziplinen über eine historische Dimension verfügt, welche die Quellen (Abhandlungen, Schriften und Dokumente der Künstler) betrifft. Die Untersuchungen über die Lexik der Abhandlungen zeigen außerdem, dass die italienischen ← 3 | 4 → Künstler (und gleichzeitig Kunsttheoretiker) der Renaissance sich insbesondere mit dem Problem der Kommunikation auseinandergesetzt haben: sie versuchten, genaue Formulierungen im Volgare zu gestalten. Aus diesem Grund lässt sich ihr Werk als Teil eines Diskurses verstehen, der auf die Tradition zugreift; diese wird von den Künstlern und Kunsttheoretiker der Renaissance in einer neuen Sprache, dem Volgare, fortgesetzt. Schließlich zeigen die Untersuchungen über die Sprache von Leonardo und seine Lexik, dass die Gestaltungsprozesse seines Wortschatzes dieselben sind, die noch heute typisch für Fachsprachen sind. Diese Betrachtungen werden im Folgenden berücksichtigt, um die Eigenschaften der Fachsprache der kunstwissenschaftlichen Disziplinen näher zu bestimmen. In Bezug auf die Sprachdidaktik zeigen diese Studien die Komplexität der Bezugssprache der kunstwissenschaftlichen Disziplinen, eine Komplexität, mit der die Studierenden sich auseinandersetzen müssen, wenn sie z. B. italienische Quellen nachschlagen müssen. Dies gilt für beide Fächer, Kunstgeschichte und Archäologie.
Die Kunstkritik ist Teil der und gleichzeitig Forschung über die Kunstliteratur, ein Feld, das insbesondere in Italien untersucht worden ist. Die „Storia della Critica d’Arte“, eine Disziplin, die z. T. Parallelen in der deutschen Geschichte der Kunstgeschichte hat, ist die Disziplin, die sich mit diesem Forschungsfeld beschäftigt. Sie betrachtet die Texte und die Sprache, in der über Kunst geschrieben worden ist. Im Rahmen der vorliegenden Arbeit kann sie deshalb Informationen über die Diskurstradition, die Texte und die Sprache liefern, mit welchen die Studierenden der Kunstgeschichte bzw. der Archäologie sich auseinandersetzen müssen.
Die Forschungen in diesem Bereich haben sich in drei Richtungen entwickelt: Bestimmung der Eigenschaften der Kunstkritik (d. h. des Diskurses über Kunst), Untersuchung der Quellen und Rekonstruktion der Geschichte der Kunstgeschichte (d. h. der Tradition des Diskurses über Kunst und der verschiedenen Ansätze zur Interpretation der Kunstwerke) und der lexikalischen Tradition (d. h. des Wortschatzes der Kunstgeschichte und z. T. der Archäologie).
Nach Lionello Venturi hebt die Kunstkritik bestimmte Verhältnisse hervor, nämlich die kulturelle Beziehung zwischen dem Künstler bzw. dem Kunstwerk und deren Zeit und den ständigen Austausch innerhalb dieser Beziehung. Die Kunstkritik - erklärt der Kunsthistoriker - ist eine Disziplin, die eine Stellungnahme, ein Urteil benötigt, um das Kunstwerk zu erklären (Venturi 2000[1964]: 34–35). Deshalb ist ein kunstkritischer Text nicht objektiv, ← 4 | 5 → sondern nach der individuellen Stellungnahme seines Verfassers u. a. auch stilistisch geprägt. Trotz des jeweils individuellen Charakters der kunstkritischen Seite, versteht Venturi die Kunstkritik als die Wissenschaft, die zusammen mit der Kunstgeschichte zur Deutung des Kunstwerks beiträgt. In dieser Wissenschaft ist die Auseinandersetzung mit dem Kunstwerk eine ästhetische Erfahrung. Venturi bestätigt somit, was Erwin Panofsky (obwohl mit einem etwas anderen Ansatz) in seiner Kritik der kunstgeschichtlichen Grundbegriffe von Wöllflin bereits sehr früh (1924, 1932)8 über die Kunstgeschichte und ihr Verhältnis zur Kunsttheorie hervorgehoben hatte: die Deutung des Kunstwerks ist immer eine Interpretation, in der das emotionale Erlebnis und das Wissen über Stile und stilistische Prinzipien, über die Geschichte der Typen, ihrer Darstellungen und Ikonographien, über Quellen und Dokumente neben dem (d. h. nach dem ersten) Perzept der Formen einfließen. Bei der Deutung des Kunstwerks sind also zwei kognitive Prozesse zu erkennen, welche auch unterschiedlich textualisiert werden: zum einen die reine Formanalyse, welche die Formen des erforschten Werks untersucht und sie mit anderen Formen vergleicht, und zum anderen die “mimetische” Deutung, welche sich mit den Bedeutungen auseinandersetzt, welche dem Werk zugeschrieben werden können. Im zweiten Falle können stilistische Komponenten in der Vertextung eine wichtige Rolle spielen. So ist die Kunstgeschichte eine interpretative Geisteswissenschaft, in der auch die einfachste Beschreibung des Kunstwerks auf die Geschichte der Darstellung und der Stile zugreifen soll, um dieses zu deuten. Dennoch eignet sich die ikonographisch-ikonologische Methode von Panofsky nicht 1:1 für die Deutung aller Kunstwerke: bemängelt an seiner Methode wurde z. B. die Unfähigkeit, die abstrakte Kunst zu lesen9. Tatsächlich sind im 20. Jahrhundert viele andere Ansätze zur Kunstanalyse entwickelt worden, welche jeweils auf verschiedenen Wegen, die sprachlichen Mittel je nach ihren Epistemologien anwendend, Kunstwerke, Künstler und Themenkomplexe der Kunst interpretiert haben: die „Storia della Critica d’Arte“ ist auch die Disziplin, die diese verschiedenen Ansätze betrachtet und ihre Art und Weise, über Kunst zu ← 5 | 6 → sprechen bzw. zu schreiben, rekonstruiert. Die semiotische Annäherungsweise zum Kunstwerk sei in diesem Zusammenhang noch erwähnt, weil sie ein etwas anderes Verständnis der Sprache im Verhältnis zur Interpretation von Kunstwerken hat10. Kunstwerke benutzten nach dem semiotischen Ansatz von Eco (1975) eine ästhetische Sprache, welche den Betrachter zur Interpretation bewegt: der ästhetische Genuss entsteht gerade aus dem Versuch des Betrachters, das Kunstwerk zu interpretieren, wobei nicht nur Inhalt und Ausdrucksweise des Künstlers sondern auch die Materie (Farbe, Material, ev. materische Anwendung der Farbmittel u. a.) den Betrachter bewegen und Bestandteile der ästhetischen Sprache sind. Nach diesem Ansatz ist das Kunstwerk, einzeln genommen, ein „Text“, weshalb die Annäherungsweise zum Kunstwerk von seiner eigenen Sprache und Vertextung und nicht von einem a priori konstruierten System ausgehen sollte; demzufolge sollten die Kunstwerke in sich und individuell als Phänomene nach dem semiotischen Ansatz untersucht werden; Interpretationsprozesse sollten deshalb die Betonung auf die Untersuchung der inneren Theorie und der narrativen Struktur des Kunstwerk-Textes setzen (Calabrese 2006). Gerade weil jedes Kunstwerk als Text gesehen wird, können u. a. bestimmte Kategorien (z. B. die chromatischen, topologischen und eidetischen) nach dem semiotischen Ansatz benutzt werden, um Verhältnisse zwischen den dargestellten Elementen, den Figuren zu erkennen und, mit diesen, die narrative Struktur von Kunstwerken zu identifizieren (ebd.). Die erwähnten Kategorien, welche von der „Pariser Schule“ als Bestandteile jedes Textes identifiziert worden sind, sollen dann benutzt werden, um das Kunstwerk zu beschreiben, zu interpretieren und eventuell zu deuten (ebd.). So ist die Sprache nach dieser Annäherungsweise von derselben Struktur des Kunstwerkes geprägt.
Die wenigen, beispielhaft dargestellten Ansätze zeigen, was auch an anderer Stelle geschrieben worden ist: Die Sprache der Kunstkritik ist wissenschaftlich im eigenen Sinne im Beschreibungs- und Deutungsprozess der Kunst, indem sie einen Transfer von einem Medium (welches nach dem Zeichensystem der Bilder organisiert ist) in das andere Medium (welches nach dem Zeichensystem der geschriebenen Sprache organisiert ist) vornimmt (A. Beyer 1996: 11). Nicht nur die theoretischen und Geschmacksrichtungen des Kunstwissenschaftlers ← 6 | 7 → sondern auch das individuelle Verhältnis, das zwischen dem Kunstwerk und dem Betrachter entsteht, kann die kunstkritischen Texte über die bildenden Künste und ihre Sprache sprachübergreifend kennzeichnen (ebd.). Diese Besonderheit ermöglicht deshalb, die Natur der Diskurse über Kunstwerke zu erklären, welche je nach der Annäherungsweise anders konstruiert werden und auch stark stilistisch geprägt sein können und trotzdem wissenschaftlich bleiben (ebd. 11–12).
Details
- Seiten
- XXIV, 600
- Erscheinungsjahr
- 2018
- ISBN (ePUB)
- 9783631703120
- ISBN (MOBI)
- 9783631703137
- ISBN (PDF)
- 9783653070620
- ISBN (Hardcover)
- 9783631678671
- DOI
- 10.3726/978-3-653-07062-0
- Sprache
- Deutsch
- Erscheinungsdatum
- 2018 (Oktober)
- Schlagworte
- LSP CLIL Unterrichtsforschung Lernerkorpus Interkulturelle Kompetenzen
- Erschienen
- Berlin, Bern, Bruxelles, New York, Oxford, Warszawa, Wien, 2018. XXIV, 597 S., 1 farb. Abb., 24 s/w Abb., 151 Tab.
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