Deutsch im Vergleich
Theorie, Praxis, Didaktik
Zusammenfassung
Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
- Cover
- Title
- Copyright
- Autorenangaben
- Über das Buch
- Zitierfähigkeit des eBooks
- Inhalt
- Einleitung
- 1. Mehrsprachigkeit
- Kontrastive Linguistik als Mikrotypologie: Die Rolle des Deutschen als L3
- Kontrastive Linguistik und Deutsch als Tertiärsprache (L3): die Möglichkeit des verstärkten Kontrastes
- Interkulturelle Literaturtexte im universitären DaF-Unterricht: Mehrsprachigkeit, Kontrastivität und Bewusstheit
- 2. Syntax: Deutsch-Italienisch
- Kontrastive Linguistik und Sprachdidaktik: wie lässt sich positiver Transfer fördern und negativer Transfer unterbinden?
- Die Kodierung der Vergangenheit im Deutschen und Italienischen: Tempora im Vergleich
- Muss oder soll? Modalverben zwischen „Emotionalität“ und „Rationalität“
- Das italienische gerundio in impliziter und expliziter Wiedergabe
- 3. Syntax: Deutsch und andere Sprachen
- Zum Einfluss der Erstsprache auf den Gebrauch von Präpositionen. Eine kontrastive Analyse im Lernerkorpus MERLIN
- Erweiterte Nominalphrasen: Potentielle Lernschwierigkeiten von DaF-Lernenden mit Portugiesisch als Erstsprache
- Breve manual de conectores alemanes: theoretische Grundlagen und kontrastive Korpusanalyse am Beispiel von wobei
- 4. Phonetik und Phonologie
- Kontrastive Phonetik und Prosodie: Deutsch vs. Italienisch
- Sprachtypologie als Ausgangspunkt einer kontrastiven Ausspracheschulung DaF von Lernenden mit Italienisch als Muttersprache
- Adressen der Autoren und der Autorinnen
Der vorliegende Band enthält zwölf Beiträge der internationalen Tagung Kontrastive Linguistik: Deutsch als Kontrastsprache1 (Universität Mailand, 25.26. Oktober 2018), die wir gemeinsam mit anderen KollegInnen der Universität Mailand (Carolina Flinz, Peggy Katelhön, Fabio Mollica) organisierten. In unterschiedlichen Ländern tätige Linguistinnen und Linguisten setzen sich in ihren Aufsätzen mit relevanten Aspekten des Deutschen als Kontrastsprache mit anderen Sprachen wie Italienisch, Englisch, Spanisch und Portugiesisch auseinander, wobei der Schwerpunkt auf der engen Verbindung zwischen kontrastiven Analysen und der didaktischen Perspektive liegt.
Den Titel des Bandes Deutsch im Vergleich: Theorie, Praxis, Didaktik, der diese zwei Aspekte ins Zentrum stellt, haben wir zusammen mit Kolleginnen der Universität Mailand gewählt, welche Herausgeberinnen zweier anderer Werke in anderen Publikationsorten sind, die immer den Haupttitel Deutsch im Vergleich enthalten.2 Die deutsche Sprache steht somit im Zentrum aller Beiträge, die insgesamt viele der wichtigsten Vergleichspunkte zwischen Deutsch und den jeweiligen Kontrastsprachen behandeln und zwar entweder aus einer primär theoretischen als auch aus einer angewandten Perspektive. Beide Gesichtspunkte können – zusammen gesehen – zu fruchtbaren Erkenntnissen führen, die nicht nur für SprachwissenschaftlerInnen und TranslationswissenschaftlerInnen von besonderem Interesse sind, sondern auch für Studierende, Doktoranden und angehende Experten, die sich mit dem Deutschen entweder aus dem muttersprachlichen Blickwinkel oder aus dem fremdsprachlichen Blickwinkel beschäftigen.
Gehen wir auf die einzelnen Aufsätze ein. Die ersten drei betrachten verschiedene Aspekte der kontrastiven Linguistik und der Mehrsprachigkeit (Deutsch, Italienisch und Englisch bzw. Deutsch und Italienisch).
←7 | 8→Livio Gaeta betrachtet die Kontrastive Analyse als granulare Mikrotypologie und verbindet diese Perspektive mit der Rolle des Englischen als „globaler Sprache“ und als zuerst erworbener Fremdsprache. Fokussiert wird der Vergleich mit dem Deutschen als L3 und mit dem Italienischen als L1. Auf der Basis von konkreten Beispielen aus dem tempo-aspektuellen Bereich und aus den mit spezifischen Verbklassen vorkommenden Valenzalternationen zeigt der Autor, wie die englische Sprache eine fundamentale Brückenfunktion ausübt.
Giancarmine Bongo widmet sich der Beziehung zwischen Tertiärsprachenhypothese (L3) und kontrastiver Linguistik und einigen Implikationen in Bezug auf die Konstellation Italienisch L1 / Englisch L2 / Deutsch L3. Anders als der am meisten diskutierte Fall, der von eng verwandten L2 und L3 und von dem positiven ähnlichkeitsbedingten Einfluss des L2 auf das Lernen von L3 ausgeht, betrachtet der Autor die Möglichkeit des Kontrastes zwischen den eng verwandten L2 (Englisch) und L3 (Deutsch), der verstärkt wird durch eine Nähe zwischen L2 und der weniger eng verwandten L1 (Italienisch).
Beate Baumann zeigt die Möglichkeiten der kontrastiven Analyse im universitären DaF-Bereich auf der Basis von deutschsprachigen Literaturtexten und ihren Übersetzungen ins Italienische. Spezifisch behandelt die Autorin die Übersetzung als reflektionsorientiertes Mittel. Sie untersucht, wie das kontrastierende Arbeiten mit sprachlicher Hybridität und Ambiguität das Sprach- und Kulturbewusstsein der Lernenden über Sprache und Kultur unterstützen und zur Ausbildung von Schlüsselkompetenzen beitragen kann.
Die nächsten vier Aufsätze beschäftigen sich mit der Verbindung zwischen kontrastiver Analyse (Deutsch und Italienisch) und Syntax. Die berücksichtigten Aspekte betreffen das Verb (Zukunftstempora, Vergangenheitstempora, Modalverben und italienisches gerundio) und andere (morpho)syntaktische Phänomene (Genus und Subjunktionen).
Von der allgemeinen Tatsache ausgehend, dass kontrastive Beobachtungen für Fremdsprachenlernende nützlich sein können, stellt Claudio Di Meola die Frage, wie explizit und detailliert sie sein sollten, um den positiven Einfluss der jeweiligen Muttersprache zu fördern und gleichzeitig den negativen Einfluss zu vermeiden. Spezifisch betrachtet er das Sprachenpaar Deutsch-Italienisch, wo Deutsch als Fremdsprache gilt und Italienisch als Muttersprache, und dabei beleuchtet er vier repräsentative Fallbeispiele (Genus, konzessive Subjunktionen, Zukunftstempora und Passivfunktionen) als Punkte eines Kontinuums der abnehmenden Divergenz der Subsysteme. Überlegungen zu didaktischen Konsequenzen runden den Beitrag ab.
Daniela Puato behandelt die Vergangenheitstempora im Deutschen und im Italienischen, die über eine unterschiedliche Zahl der Kategorien verfügen. Auf der Basis eines Korpus von wirtschaftswissenschaftlichen Texten untersucht die Autorin Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen den zwei Sprachen und thematisiert auch die Entsemantisierung der Tempora in bestimmten Kontexten, der die Forschung bisher wenig Aufmerksamkeit geschenkt hat.
←8 | 9→Elena Bellavia fokussiert die komplexe Verwendung der Modalverben müssen und sollen als problematisches Thema für Lernende mit Italienisch als Muttersprache, wo nur das Verb dovere vorkommt, und zielt darauf ab zu zeigen, dass sich die Ergebnisse der Studien der Kognitiven Linguistik zu Metaphern im Rahmen der Sprachdidaktik als fruchtbar erweisen. Bildschemata und ihre metaphorischen Zuordnungen üben dabei eine entlastende Funktion aus, indem sie die Modalität auf anschauliche Weise erklären.
Federica Ricci Garotti widmet sich dem italienischen gerundio, das traditionell als Problem für die Wiedergabe in der deutschen Sprache betrachtet wird, als Teil einer kontrastiven Textlinguistik, die den Spracherwerb italienischsprachiger Studierender durch die metasprachliche und sprachvergleichende Reflexion unterstützen kann.
Die nächsten drei Aufsätze thematisieren syntaktische Aspekte (Phrasen und Konnektoren), wobei sie die deutsche Sprache mit anderen Kontrastsprachen vergleichen.
Tassja Weber stellt die Hauptergebnisse ihrer kontrastiven, quantitativen Untersuchung im deutschen Lernerkorpus MERLIN vor. Sie widmet sich dem Einfluss der L1 auf die Verwendung von Präpositionen und Präpositionalphrasen durch Deutschlernende und untersucht dabei, ob bzw. inwiefern die typologische Nähe der L1 zur L2 Deutsch Schwierigkeiten bedingt. Schwierigkeiten werden durch die Korrektheit und Fehlertypen im Präpositionsgebrauch operationalisiert.
Rode Veiga-Pfeifer befasst sich mit dem DaF-Erwerb von Lernenden, deren Muttersprache das brasilianische Portugiesisch ist, wobei sie sich auf die erweiterte Nominalphrase konzentriert. Exemplarisch behandelt sie die von einem brasilianischen DaF-Lerner verfassten Texte und geht dabei auf die möglichen Fehlerursachen in der Flexion der produzierten Nominalphrasen ein.
Almudena Mallo und Erich Huber fassen die theoretischen Grundlagen ihres Projekts des zweisprachigen Handbuchs Breve manual de conectores alemanes zusammen, das als Mittel für die Vermittlung der Konnektoren im DaF-Unterricht mit spanischsprechenden Lernenden konzipiert ist. Dabei präsentieren sie die Hauptergebnisse ihrer Analyse zum Konnektor wobei im Parallel-Korpus PaGeS (Deutsch-Spanisch) und legen damit die Äquivalenzen für ihr Handbuch fest. Sie beleuchten somit die Relevanz der kontrastiven Perspektive zur Aufnahme von Informationen über grundlegende Aspekte wie Bedeutungs- und Häufigkeitsunterschiede.
Die anschließenden zwei Aufsätze betreffen die Verbindung zwischen kontrastiver Analyse und Phonetik/Phonologie im Deutschen und Italienischen.
←9 | 10→Federica Missaglia geht auf die phonetisch-phonologischen Ähnlichkeiten und Unterschiede zwischen der deutschen und der italienischen Sprache ein, die das Lautinventar, die Satzphonetik und die Prosodie betreffen. Diese sind für die Sprachdidaktik von besonderem Interesse, weil sie die typische Interims(aus)sprache italienischsprachiger DaF-Lernender erklären können. Die Autorin behandelt die Rolle der Prosodie bei der Entstehung und Festigung der akzentbehafteten Aussprache italienischer Lernender und die didaktische Verwendung von prosodiezentrierten Methoden.
Marion Weerning richtet ihr Augenmerk auf das Aussprachetraining im Deutschunterricht, das sich, so wie es seit langer Zeit an Schulen praktiziert wird, als nicht effizient erweist und (gleichzeitig) auf die Notwendigkeit neuer Konzepte, die die Phonetik sowohl lernbar(er) als auch lehrbar(er) machen können. Die Autorin stellt daher einen möglichen Ansatz vor, der sich an DaF-Lernern mit Italienisch als Muttersprache orientiert. Dabei beleuchtet sie das Deutsche und das Italienische unter dem Gesichtspunkt der Hörfreundlichkeit bzw. Sprechfreundlichkeit.
Mailand, im Juni 2020
Marina Brambilla
Valentina Crestani
1<https://sites.google.com/site/kontrastivelinguistik/home>
2Brambilla Marina/Flinz Carolina/Luppi Rita (i.V.), Deutsch im Vergleich: Textsorten und Diskursarten. Themenausgabe der Zeitschrift AION-G – Sezione Germanica. Napoli, Il Torcoliere; Brambilla Marina/Katelhön Peggy/Muco Albana (i.V.), Deutsch im Vergleich: Lexikalische und morphosyntaktische Strukturen. Linguistik Online.
Livio GAETA
Kontrastive Linguistik als Mikrotypologie: Die Rolle des Deutschen als L3*
Abstract: Contrastive Analysis has to be understood as a micro-typology able to attain a degree of granularity which is far beyond any macro-typological research. In this regard, given its role as “global language”, English will be made fruitful for the purposes of the Contrastive Analysis and of its didactic implications insofar as it will serve as a bridge language for a micro-typology in which it is systematically contrasted in a trilateral comparison with Italian and German. In particular, the paper will focus on two case-studies centring on the verb and taken respectively from the temporal-aspectual domain as well as from the valency alternations found in specific verb classes.
Keywords: Italian as L1, English as L2, German as L3, tempo-aspectual domain, valency
1.Einführung: Fragen und kritische Anmerkungen
Bekanntermaßen verdankt die Kontrastive Linguistik (= KL) ihre Geburt der Sprachlehrforschung bzw. der damit verbundenen Entwicklung einer zielgerichteten Kontrastiven Analyse (= KA), die in der Sprachlehre wesentliche Vorteile bieten sollte. Eine solche Perspektive lässt sich in den Beiträgen der Pioniere der KL – Charles Fries und Robert Lado – klar verfolgen:
Details
- Seiten
- 254
- Erscheinungsjahr
- 2020
- ISBN (PDF)
- 9783631835661
- ISBN (ePUB)
- 9783631835678
- ISBN (MOBI)
- 9783631835685
- ISBN (Hardcover)
- 9783631794586
- DOI
- 10.3726/b17598
- Sprache
- Deutsch
- Erscheinungsdatum
- 2021 (April)
- Schlagworte
- Kontrastive Analysen Mehrsprachigkeit Syntax Phonetik Phonologie DaF
- Erschienen
- Berlin, Bern, Bruxelles, New York, Oxford, Warszawa, Wien, 2020. 254 S., 25 s/w Abb., 32 Tab.