Können Compliance-Management-Systeme Short-Seller-Attacken verhindern?
Regulatorische und unternehmerische Maßnahmen zum Schutz vor Leerverkaufsattacken: Eine Analyse der rechtlichen Rahmenbedingungen und Reformvorschläge
Zusammenfassung
Das Buch bietet eine tiefgehende Analyse zur Abwehr von Leerverkaufsattacken durch Compliance-Management-Systeme. Lars Tilgner verbindet juristische und wirtschaftliche Perspektiven und entwickelt praxisnahe Reformvorschläge. Eine unverzichtbare Lektüre in der Beratungspraxis für Unternehmen und Gesetzgeber.
-Prof. Dr. Dr. Gergen-
Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
- Cover
- Titelseite
- Copyright-Seite
- Geleitwort
- Vorwort
- Inhaltsverzeichnis
- Abkürzungsverzeichnis
- § 1 Einführung und Problemstellung
- 1.1 Einleitung
- 1.2 Zielsetzung der Arbeit
- 1.3 Problemstellung: Anforderungen und Notwendigkeit von CMS, RMS und IKS
- 1.4 Europäische Verordnungen und Richtlinien im Überblick
- 1.4.1 Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD):
- 1.4.2 EU-Umwelttaxonomie:
- 1.4.3 Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG):
- 1.4.4 Corporate Sustainability Due Diligence Directive (CSDDD):
- 1.4.5 Sustainable Finance Disclosure Regulation (SFDR):
- 1.4.6 Hinweisgeberschutzgesetz (HinSchG):
- 1.4.7 Leerverkaufsverordnung (SSR) und deren Relevanz
- 1.5 Relevanz von CMS, RMS und IKS für Unternehmen
- 1.6 Lösungsansatz und Notwendigkeit gesetzlicher Anpassungen
- 1.7 Ausblick
- 1.8 Forschungsfrage und Herausforderungen
- § 2 Leerverkäufe – notwendiges Marktinstrument oder Gefahr für die Finanzstabilität?
- 2.1 Leerverkäufe als notwendiges Marktinstrument
- 2.2 Leerverkäufe als Instrument der Markteffzienz
- 2.2.1. Scalping gem. Art. 12 Abs. 2 litt. D. MAR
- 2.3 Kritische Perspektiven und potenzielle Marktverzerrungen
- 2.4 Regulatorische Herausforderungen und Abwägungen
- 2.5 ESG und Leerverkäufe: Eine neue Dimension der Gefahr?
- 2.6 Erkenntnisse und weitere Forschungsansätze
- § 3 Aktuelle Regulierung (EU-Leerverkaufsverordnung, WpHG, BörsenG)
- 3.1 Regulatorische Maßnahmen durch das WpHG und die MAR
- 3.1.1 EU-Leerverkaufsverordnung (Verordnung (EU) Nr. 236/2012)
- 3.1.2 Gedeckte Leerverkäufe
- 3.1.3 ESG-Regulierung und ihre Bedeutung für Leerverkäufe
- 3.1.4 Verbot ungedeckter Leerverkäufe
- 3.1.5 Ausnahmen und nationale Regelungen
- 3.1.6 Wertpapierhandelsgesetz (WpHG)
- 3.1.7 Börsengesetz (BörsenG)
- 3.1.8 Kritische Bewertung der Regulierung: Reichen die aktuellen Vorschriften aus?
- 3.2 Maßnahmen der BaFin zur Verhinderung von Marktmissbrauch
- § 4 Der Rechtsrahmen der Marktmanipulation in der Europäischen Union
- 4.1 Definition der Marktmanipulation
- 4.1.1 Regulatorische Maßnahmen und Sanktionen
- 4.1.2 Europäische Aufsichtsbehörden und ihre Rolle
- 4.1.3 Tatbestand der informationsgestützten Marktmanipulation
- 4.1.4 Anforderungen an Finanzanalysen
- 4.2 Ökonomische Betrachtung von Leerverkäufen
- § 5 Vergleich des Rechtsschutzes in der EU mit den USA
- 5.1 Staat und Unternehmen
- 5.1.1 Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht
- 5.1.2 Die Staatsanwaltschaft
- 5.1.3 Das betroffene Unternehmen
- 5.1.4 Höchst unbefriedigender Rechtszustand
- 5.2 Die Rechtslage in den USA und ihre Gründe
- § 6 Überblick über Compliance-Management-System (CMS), Risiko-Management-System (RMS) und Internes Kontrollsystem (IKS)
- 6.1 Definitionen und Abgrenzung von CMS, RMS und IKS
- 6.1.1 Compliance-Management-System (CMS):
- 6.1.2 Risikomanagementsystem (RMS):
- 6.1.3 Internes Kontrollsystem (IKS):
- 6.2 Zusammenspiel der Systeme
- 6.3 Interaktion und Synergien zwischen CMS, RMS und IKS
- 6.4 Zentrale Komponente eines CMS
- 6.5 Aufbau eines CMS im Unternehmen
- 6.6 Aufbau eines Risikomanagementsystems im Unternehmen
- 6.7 Aufbau eines internen Kontrollsystems im Unternehmen
- § 7 Rechtliche Grundlagen für die Systeme
- 7.1 Rechtliche Grundlagen für Compliance-Management-Systeme
- 7.2 Rechtliche Grundlagen für Risikomanagementsysteme
- 7.3 Rechtliche Grundlagen für interne Kontrollsysteme
- 7.4 Regulatorische und operative Besonderheiten bei börsennotierten Unternehmen
- 7.4.1 Besonderheiten bei CMS
- 7.4.2 Erweiterte Anforderungen an das Risikomanagementsystem (RMS) in börsennotierten Unternehmen
- 7.4.3 Stärkere Anforderungen an das Interne Kontrollsystem (IKS) in börsennotierten Unternehmen
- 7.5 Erweiterung des IKS durch ESG-Kriterien
- 7.6 Chancen und Herausforderungen für börsennotierte Unternehmen
- 7.7 Vertiefte Herausforderungen bei der Implementierung von ESG und CSDDD
- 7.7.1 Komplexität der Lieferketten
- 7.7.2 Unterschiedliche regulatorische Anforderungen in verschiedenen Ländern
- 7.7.3 Messbarkeit und Berichterstattung von ESG-Kennzahlen
- 7.7.4 Chancen durch die Implementierung von ESG und CSDDD
- 7.8 Schlüsselelemente der ESG-Implementierung
- 7.9 Einrichtung von Corporate Governance-Systemen
- 7.10 Integration von ESG-Anforderungen und externe Prüfungen
- 7.11 Reformvorschläge zur Verbesserung des Schutzes vor Leerverkaufsattacken
- 7.12 Erweiterte Befugnisse für Aufsichtsbehörden
- 7.13 Transparenzpflichten und Sanktionen
- 7.14 Bedeutung für Leerverkäufe
- § 8 Leerverkaufsattacken auf deutsche Unternehmen: Eine vergleichende Analyse
- 8.1 Fälle in Deutschland
- 8.1.1 Der Fall Mutares (2024)
- 8.1.2 Der Fall Grenke (2020)
- 8.1.3 Der Fall Wirecard (2020)
- 8.2 Vergleichende Analyse
- 8.3 Geschäftsmodell der Leerverkaufsaktivisten
- 8.3.1 Hintergrund: Gotham City Research
- 8.3.2 Erste Leerverkaufsposition: 25. September 2024
- 8.3.3 Veröffentlichung des Berichts: 26. September 2024
- 8.3.4 Auswirkungen auf die Aktien von Mutares
- 8.3.5 Die Reaktion von Mutares: 26. September 2024
- 8.3.6 Weitere Entwicklungen und rechtliche Implikationen
- 8.4 Ergebnis der Untersuchung
- 8.5 Maßnahmen der Marktregulierung
- § 9 Bestehende Schutzmaßnahmen und deren Grenzen
- 9.1 Allgemeines
- 9.2 Handelsaussetzungen nach § 73 WpHG
- 9.3 Art 20 (EU-Leerverkaufsverordnung
- 9.4 Transparenzvorschriften und Meldepflichten
- 9.5 Strafrechtliche Verfolgung von Marktmanipulation
- 9.6 Schutzmaßnahmen der Unternehmen
- 9.6.1 Präventive Maßnahmen:
- 9.6.2 Reaktive Maßnahmen:
- 9.7 Anpassung der Voraussetzungen für Handelsaussetzungen i. S. des § 73 WpHG
- § 10 Praktische Umsetzungshilfen
- 10.1 Organisatorische Komplexität am Beispiel des LkSG
- 10.1.1 Risikomanagement und Sorgfaltspflichten
- 10.1.2 Interne und externe Schulungen
- 10.2 Überwachungsmechanismen und deren Herausforderungen
- 10.2.1 Überwachung der Einhaltung und Audits
- 10.2.2 Dokumentationspflichten und Transparenzanforderungen
- 10.2.3 Zusammenarbeit mit Lieferanten
- § 11 Technologische Unterstützung: Automatisierung und Datenmanagement
- 11.1 Digitale Tools und AI-basierte Systeme
- 11.1.1 Herausforderungen im Datenmanagement
- 11.2 Rechtsfolgen bei Nichteinhaltung und Haftungsrisiken
- 11.2.1 Bußgelder und Sanktionen
- 11.2.2 Zivilrechtliche Haftungsfragen
- 11.2.3 Berichterstattung über angebliche Verstöße
- 11.3 Auswirkungen auf Unternehmen: Compliance und Reputationsmanagement
- 11.3.1 Reaktion der Unternehmen
- 11.3.2 Bedeutung für die Implementierung des LkSG
- 11.4 Bedeutung der ESG für Unternehmen
- § 12 Compliance und Risikomanagementsysteme als Präventivmaßnahmen
- 12.1 Corporate Governance Systeme
- 12.2 Erweiterte Bedeutung im Kontext von ESG
- 12.2.1 Risikomanagementsystem
- 12.2.2 Risikoanalyse:
- 12.2.3 Präventionsmaßnahmen:
- 12.3 CMS als Schutz vor Leerverkaufsattacken
- 12.3.1 Transparenz:
- 12.3.2 Risikominimierung:
- 12.3.3 Reaktionsfähigkeit:
- 12.4 Rechtliche Implikationen
- 12.4.1 Regulatorische Compliance:
- 12.4.2 Beweislastumkehr:
- 12.5 Bedeutung der CMS
- 12.5.1 Anforderungen an CMS, RMS und IKS
- 12.5.2 Bekenntnis der Unternehmensleitung
- 12.5.3 Risikoanalyse
- 12.5.4 Aufbau und Zuständigkeiten
- 12.5.5 Berichtswege
- 12.5.6 Schulungen
- 12.6 Hinweisgebersystem
- 12.6.1 Kontrollen und Korrekturmaßnahmen
- 12.6.2 Dokumentation
- 12.7 Bedeutung im Kontext des ESG-Nachhaltigkeitsrechts
- 12.7.1 ESG: Regelwerke im Zusammenspiel
- 12.7.2 Rechtlicher Rahmen
- 12.8 Anforderungen an das Compliance-Management-System – Integration von ESG-Faktoren
- 12.8.1 Erweiterung des Verhaltenskodex
- 12.8.2 Schulungen und Kommunikation
- 12.8.3 Erweiterung der Risikoanalyse
- 12.8.4 Erweiterung des Risikomanagementprozesses
- 12.8.5 Anpassung der Risikostrategie
- 12.9 Anforderungen an das interne Kontrollsystem
- 12.9.1 Erweiterung der Kontrollen
- 12.9.2 Anpassung der Dokumentation
- 12.9.3 Erweiterung des Überwachungsprozesses
- 12.10 Anpassung der unternehmensweiten Systeme
- § 13 Datenschutz im Kontext von Compliance- und Risikomanagementsystemen
- 13.1 Einführung
- 13.2 Rechtliche Grundlagen des Datenschutzes
- 13.3 Datenschutz im Compliance-Management-System
- 13.4 Datenschutz im Risikomanagementsystem
- 13.5 Datenschutz im Internen Kontrollsystem (IKS)
- 13.6 Technologische Herausforderungen im Datenschutz
- 13.7 Datenschutz ist ein wesentlicher Bestandteil der Corporate Governance
- § 14 IT-gestützte Kontrollsysteme und die Einbindung von Meldesystemen
- 14.1 Einführung
- 14.2 Rechtliche Rahmenbedingungen für IT-gestützte Kontrollsysteme
- 14.3 Automatisierte Überwachung und Risikomanagement
- 14.4 Einbindung von Hinweisgeber-Meldesystemen
- 14.5 Technologische Herausforderungen und Lösungen
- 14.6 Weiterentwicklung der IT-gestützten Systeme
- § 15 Marktmissbrauch und Leerverkäufe
- 15.1 Automatisierte Marktüberwachung:
- 15.1.1 Frühzeitige Erkennung von Leerverkaufsaktivitäten
- 15.1.2 Integration von Hinweisgeber-Meldesystemen
- 15.1.3 Schutz vor spekulativen Leerverkäufen und Marktmanipulation
- 15.2 Kombination
- § 16 Veränderung der Prüfungspraxis und der Prüfungsstandards
- 16.1 Prüfung auf Grundlage des IDW PS 980 (Compliance-Management-Systeme)
- 16.1.1 Prüfschwerpunkte:
- 16.1.2 Einsatz von IDW EPS 990 und 991 für IT-gestützte Systeme
- 16.2 IDW-Prüfungsstandards 980–982: Analyse und Überarbeitungsbedarf
- 16.2.1 Erweiterte Prüfungsanforderungen zur Nachhaltigkeitsüberwachung
- 16.2.2 Anpassungsbedarf der Prüfungsstandards
- 16.2.3 Verlässlichkeit der Prüfungsprozesse für externe Behörden
- 16.2.4 Aktueller Stand der IDW EPS 990 und 991
- 16.3 Erweiterung der Prüfungsinhalte in Bezug auf Nachhaltigkeitsüberwachung
- 16.4 Anpassungsbedarf der IDW EPS 990 und 991
- 16.4.1 IDW EPS 990 – Prüfung nichtfinanzieller Berichterstattungen
- 16.4.2 IDW EPS 991 – Prüfung von Risikomanagementsystemen
- 16.5 Verlässlichkeit und Belastbarkeit der Prüfungsstandards für externe Behörden
- 16.6 Ergebnisse und Implikationen für die Prüfungsstandards
- § 17 Freiwillige Einreichung bei der BaFin: Konzept und rechtliche Umsetzung
- 17.1 Erweiterung des Konzepts zur freiwilligen Prüfung der Nachhaltigkeitsüberwachung: Einsparung aufwendiger Prüfungsverfahren durch die BAFA und der BaFin
- 17.1.1 IDW PS NEU: Prüfung der Nachhaltigkeitsüberwachung, ESG-Risikomanagementsysteme und finanzieller Transparenz
- 17.1.1.1 Zielsetzung und Anwendungsbereich
- 17.1.1.2 Prüfungsgegenstand und erweiterte Prüfungskriterien
- 17.1.1.3 Prüfung der internen Finanzkontrollen
- 17.1.1.4 Sicherstellung der Compliance mit Anti-Geldwäsche-Vorgaben
- 17.1.1.5 Erweiterung der Berichtspflichten
- 17.1.1.6 Trennung der Prüfungsfunktionen: Sicherstellung der Unabhängigkeit
- 17.2 Verlässlichkeit für Aufsichtsbehörden (BAFA und BaFin)
- 17.3 Nutzen für Unternehmen
- 17.4 Bewertung der freiwilligen Einreichung bei der BaFin
- § 18 Rechtliche Bewertung und Umsetzbarkeit der Reformvorschläge auf Ebene der EU
- 18.1 Die Regulierung von Leerverkaufsattacken im Europäischen Recht – Ein Instrument zur Stärkung des Anlegerschutzes und der Marktintegrität
- 18.1.1 Nutzen für die Aufsichtsbehörden: Schnelle und effiziente Eingriffe
- 18.1.2 Schutz des Anlegers und Waffengleichheit für Unternehmen
- 18.1.3 Eingriff in den Markt und verfassungsrechtliche Abwägungen
- 18.1.4 Effizienzgewinne bei der strafrechtlichen Verfolgung
- 18.2 Rechtliche Änderungen zur Stärkung der Marktintegrität
- 18.2.1 Änderung der EU-Leerverkaufsverordnung
- 18.2.2 Änderung der ESMA-Verordnung
- 18.2.3 Erweiterung der Sanktionen und Untersuchungsbefugnisse
- 18.3 Zusammenfassende Bewertung der rechtlichen Änderungen
- § 19 Zukünftige Entwicklungen und regulatorische Perspektiven
- 19.1 Leerverkäufe, Compliance-Systeme und regulatorische Anpassungen
- 19.1.1 Leerverkäufe im juristischen Kontext – Ein umstrittenes, aber legales Marktinstrument
- 19.1.2 Anpassung von CMS, RMS und IKS als Präventionsinstrumente
- 19.2 Erweiterung des Rechtsrahmens auf EU- und nationaler Ebene
- 19.3 Prüfungspraxis: Die Rolle der doppelten Prüfung
- 19.4 Schnelles Eingreifen der Aufsichtsbehörden – Schaffung einer Waffengleichheit
- 19.5 Neuausrichtung der Regulierung und Prüfungspraxis
- § 20 Handlungsempfehlungen für Gesetzgeber und Unternehmen
- 20.1 Handlungsempfehlungen für den Gesetzgeber
- 20.1.1 Erweiterung der EU-Leerverkaufsverordnung
- 20.1.2 Anpassung des Börsengesetzes (BörsG) und des Wertpapierhandelsgesetzes (WpHG)
- 20.2 Einführung von erweiterten ESG-Prüfungsstandards
- 20.3 Verpflichtung zur doppelten Prüfung
- 20.4 Handlungsempfehlungen für Unternehmen
- 20.4.1 Stärkung der Compliance-Management-Systeme (CMS)
- 20.4.2 Erweiterung des Risikomanagementsystems (RMS)
- 20.4.3 Verbesserung des Internen Kontrollsystems (IKS)
- 20.5 Schnelle und fundierte Reaktion auf Leerverkaufsangriffe
- Literaturverzeichnis
- 1. Monographien
- 2. Kommentare
- 3. Aufsätze und Beiträge in Sammelwerken
- 4. Nachschlagewerke
- 5. Onlinequellen
- 6. Gesetzestexte, Standards und Verordnungen
- 7. Rechtsprechungsverzeichnis
- Back Cover
Abkürzungsverzeichnis
Abkürzung |
Bedeutung |
Abs. |
Absatz |
AktG |
Aktiengesetz |
BAFA |
Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle, in Bezug auf Aufsicht und Kontrolle |
BaFin |
Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht |
BGB |
Bürgerliches Gesetzbuch |
BörsG |
Börsengesetz |
CMS |
Compliance-Management-System |
CSDDD |
Corporate Sustainability Due Diligence Directive |
CSRD |
Corporate Sustainability Reporting Directive |
CSR-Richtlinie |
Corporat Sustainability Report-Richtlinie |
ESG |
Environmental, Social, Governance |
ESMA |
Europäische Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde |
EU |
Europäische Union |
GG |
Grundgesetz |
HGB |
Handelsgesetzbuch |
IKS |
Internes Kontrollsystem |
IDW |
Institut der Wirtschaftsprüfer |
IDW EPS |
Entwurf Prüfungsstandards |
ISAE |
International Standard on Assurance Engagements |
ISA [DE] |
International Standard on Assurance Engagements, Deutsche Version |
LkSG |
Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz |
MAR |
Marktmissbrauchsverordnung |
MiFIR |
Markets in Financial Instruments Regulation |
RMS |
Risikomanagementsystem |
SFDR |
Sustainable Finance Disclosure Regulation |
SSR |
Short Selling Regulation |
WpHG |
Wertpapierhandelsgesetz |
§ 1 Einführung und Problemstellung
1.1 Einleitung
Die steigende Komplexität der globalen Wirtschaft sowie die zunehmende Regulierung von Unternehmensaktivitäten stellen Unternehmen vor neue Herausforderungen, insbesondere im Bereich Enivronmental, Social and Governance (Umwelt, Soziales und Unternehmensführung) kurz ESG, Compliance und Risikomanagement. Der Begriff „Compliance“ wurde ebenso wie „Corporate Governance“ aus der angelsächsischen Rechtsterminologie in das deutsche Wirtschaftsrecht übernommen.1
In den letzten Jahren haben Leerverkäufe und insbesondere Leerverkaufsattacken auf Unternehmen eine zentrale Rolle in der Diskussion um die Marktintegrität und den Schutz von Investoren eingenommen.2 Leerverkäufe sind dabei keineswegs illegitim – sie tragen in vielen Fällen zur Markteffizienz bei, indem sie überbewertete Aktien identifizieren und so den Preisbildungsprozess auf den Finanzmärkten unterstützen.3 Doch das Risiko eines Missbrauchs ist unübersehbar: Gezielte Angriffe, bei denen Short-Seller in Verbindung mit negativen Berichterstattungen versuchen, den Kurs eines Unternehmens in die Tiefe zu treiben, stellen sowohl für die betroffenen Unternehmen als auch für den Finanzmarkt eine Gefahr dar.4 Diese Form der Marktmanipulation ist nicht nur für das betroffene Unternehmen schädlich, sondern gefährdet auch die Marktintegrität insgesamt. Die Notfallbefugnis der BaFin zur Verhängung von Verboten von Leerverkäufen hat nur einen geringen Einfluss auf das Geschäftsmodell von Leerverkaufsaktivisten.5 Die Veröffentlichung einer Finanzanalyse als Artikel oder Beitrag in der Wirtschaftspresse im Rahmen von Leerverkaufsangriffen fällt nicht länger unter den Schutz des Journalistenprivilegs nach Art. 21 MAR. Die Nutzung von nicht öffentlich zugänglichen Informationen sowie deren Veröffentlichung im Rahmen einer Finanzanalyse ist in der Regel aus der Sicht des Insiderrechts unproblematisch. Erfolgt jedoch vor der Veröffentlichung eine Transaktion unter Verwendung von Insiderinformationen, stellt dies in der Regel ein rechtswidriges Insidergeschäft dar. Auch der Umstand, dass der Emittent selbst zur Veröffentlichung der Insiderinformation verpflichtet gewesen wäre, die Veröffentlichung jedoch pflichtwidrig unterlassen oder verzögert hat, bietet keinen Schutz.
Seit vielen Jahren wird intensiv über die Angemessenheit von Compliance-Maßnahmen und Corporate Governance in Deutschland diskutiert. Kritiker befürchten, dass eine unzureichende Regulierung zu Nachteilen im Wettbewerb um Investoren führen könnte.6 Diese Diskussion wird durch aufsehenerregende Fälle von Betrug, Bilanzfälschungen und Insolvenzen befeuert. Ebenso spielt das als unangemessen empfundene Verhalten von Führungskräften sowie Korruptions- und Betrugsskandale in namhaften deutschen Unternehmen eine Rolle. Jüngstes Beispiel ist der „Dieselskandal“, in den nicht nur Volkswagen, sondern auch weitere Automobilhersteller und Zulieferer verwickelt waren. Andere prominente Fälle betreffen Unternehmen wie Daimler, Siemens, die Deutsche Bank und in jüngster Zeit Wirecard. Diese Debatte bildet die theoretische Grundlage des Prinzipal-Agent-Ansatzes, der die Interessen von Anteilseignern, von denen des Managements und der Belegschaft trennt und der maßgeblich zur globalen Diskussion um den „Shareholder Value“ beigetragen hat. Während zu Beginn freiwillige Kodizes bevorzugt wurden, haben sich im Laufe der Zeit staatliche Regulierung und Aufsicht in vielen Bereichen durchgesetzt.
Die wachsenden Anforderungen in der Unternehmensführung und nun vor allem im Bereich ESG, wie Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz, Hinweisgeberschutzgesetz, oder die am 24.07.2024 verabschiedete Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) stellt viele Unternehmen vor neue Herausforderungen und birgt auch neue Risiken.
Die Frage, die sich stellt, ist:
„Wie können Unternehmen und Gesetzgeber diesen neuen Herausforderungen wirksam begegnen?“
Die gestiegene Bedeutung von ESG-Kriterien hat die Risiken für Unternehmen in zweierlei Hinsicht erhöht:
- Zum einen müssen sie sich intensiv mit ESG-Compliance auseinandersetzen, um den Anforderungen der Investoren und Aufsichtsbehörden gerecht zu werden.
- Zum anderen können mangelhafte ESG-Standards zu erheblichen Reputationsverlusten führen und Unternehmen zu Zielscheiben für Short-Seller machen.
Prominente Beispiele hierfür sind Adidas und Puma, deren Aktienkurs unter Druck geriet, nachdem Vorwürfe zu menschenrechtlichen Verstößen in der Lieferkette laut wurden.7 In einer Zeit, in der Investoren verstärkt auf ESG-Kriterien achten, kann schon der Verdacht auf mangelnde Nachhaltigkeit oder Verletzung sozialer Standards, massive Kursverluste zur Folge haben. Dies öffnet die Tür für Leerverkaufsaktivisten, die solche Schwächen gezielt ausnutzen oder unbelegte Behauptungen verbreiten.
Dabei untersucht diese Arbeit zwei Aspekte:
- Die Zunahme von Leerverkaufsattacken und deren Auswirkungen auf Unternehmen.
- Die Einhaltung von umwelt- und sozialbezogenen Sorgfaltspflichten im Rahmen der Wertschöpfungskette8.
Compliance-Management-Systeme (CMS) sind interne Mechanismen, die Unternehmen dabei unterstützen, gesetzliche Vorgaben einzuhalten und Risiken zu minimieren. Compliance ist aber vor allem auch Risikomanagement.9 Selbstverständlich ist keine unternehmerische Tätigkeit ohne Risiko. Die Frage ist nicht, ob man als Unternehmen Risiken eingeht, sondern wie man mit diesen umgeht.10
Sie sind besonders relevant im Rahmen der EU-Leerverkaufsverordnung, da sie Unternehmen helfen, sich gegen rechtliche Angriffe und potenzielle Marktmanipulationen zu schützen. Diese Dissertation untersucht die Schnittstelle zwischen diesen beiden Phänomenen und die Rolle von Compliance-Management-Systemen (CMS) in diesem Kontext.
Ein besonderes regulatorisches Risiko stellt die bevorstehende Corporate Sustainability Due Diligence Directive (CSDD) dar, die von Unternehmen eine umfassende Sorgfaltspflicht im Bereich der Menschenrechte und Umwelt entlang der gesamten Lieferkette verlangt.11 Die CSDD erhöht den Druck auf Unternehmen erheblich, da Verstöße gegen diese Sorgfaltspflichten nicht nur rechtliche, sondern auch finanzielle Konsequenzen haben können. Unternehmen, die diese Anforderungen nicht vollständig umsetzen, könnten vermehrt ins Visier von Leerverkäufern geraten, da solche Schwächen in ESG-Kriterien öffentlichkeitswirksam ausgenutzt werden können.
Die bisherige EU-Leerverkaufsverordnung (EU) Nr. 236/2012 und die Marktmissbrauchsverordnung (EU) Nr. 596/2014 bieten zwar einen rechtlichen Rahmen zur Kontrolle von Leerverkäufen, doch der zunehmende Druck durch ESG-Standards und Regulierungen wie die CSDD verdeutlicht, dass neue Ansätze erforderlich sind, um Unternehmen und den Finanzmarkt vor den Risiken missbräuchlicher Leerverkaufsattacken zu schützen.12
Dabei werden folgende Kernfragen adressiert:
- In welchem Ausmaß können effektive CMS Unternehmen vor Leerverkaufsattacken schützen oder deren Auswirkungen abmildern?
- Welche neuen Risiken bringen umwelt- und sozialbezogenen Sorgfaltspflichten mit sich, insbesondere im Hinblick auf potenzielle Leerverkaufsattacken oder negative öffentliche Berichterstattungen?
- Wie müssen CMS modifiziert und erweitert werden, um den Anforderungen des Nachhaltigkeitsrechts gerecht zu werden und Unternehmen gleichzeitig vor den daraus resultierenden Risiken zu schützen?
1.2 Zielsetzung der Arbeit
Diese Arbeit zielt darauf ab, sowohl Unternehmen als auch den Gesetzgeber mit fundierten Handlungsempfehlungen zu unterstützen, um den wachsenden Herausforderungen durch Leerverkaufsattacken und die strikten ESG-Regulierungen gerecht zu werden. Die folgenden Schwerpunkte werden dabei behandelt:
Rechtliche Reformen, die der ESMA erweiterte Befugnisse zur Handelsaussetzung bei Verdacht auf Marktmanipulation verleihen.13
Details
- Seiten
- 254
- ISBN (PDF)
- 9783631935750
- ISBN (ePUB)
- 9783631935767
- ISBN (Paperback)
- 9783631935484
- DOI
- 10.3726/b22771
- Sprache
- Deutsch
- Erscheinungsdatum
- 2025 (Mai)
- Schlagworte
- Reformvorschläge Regulierungsmaßnahmen Finanzrecht Unternehmensrecht ESG Marktmanipulation Kapitalmarkt Risikomanagement Corporate Governance Unternehmenssicherheit Finanzmarktregulierung Kapitalmarktrecht Leerverkäufe Short Selling Compliance-Management-Systeme
- Erschienen
- Berlin, Bruxelles, Chennai, Lausanne, New York, Oxford, 2025. 254 S., 4 s/w Abb.
- Produktsicherheit
- Peter Lang Group AG