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Aktuelle Tendenzen in der Fremdsprachendidaktik

Zwischen Professionalisierung, Lernerorientierung und Kompetenzerwerb

von Annika Kreft (Band-Herausgeber:in) Mona Hasenzahl (Band-Herausgeber:in)
©2019 Sammelband 186 Seiten

Zusammenfassung

Die Fremdsprachenforschung ist ein dynamisches Feld, das sich kontinuierlich weiterentwickelt. Dieses Buch bietet einen Überblick zu aktuellen inhaltlichen und methodologisch-methodischen Forschungstendenzen in der Fremdsprachendidaktik. Anhand ausgewählter Qualifikationsarbeiten werden verschiedene inhaltliche Vertiefungen, wie Professionsforschung in der Lehrpersonenaus- und -weiterbildung, CLIL oder inklusive Settings, vorgestellt und unterschiedliche methodologische und methodische Zugänge in quantitativen, qualitativen oder mixed methods-Designs aufgezeigt. Die Beiträge des Bandes sind im Anschluss an die 12. Arbeitstagung für early career researchers der Deutschen Gesellschaft für Fremdsprachenforschung (DGFF) an der Goethe-Universität Frankfurt am Main entstanden.

Inhaltsverzeichnis

  • Cover
  • Titel
  • Copyright
  • Herausgeberangaben
  • Über das Buch
  • Zitierfähigkeit des eBooks
  • Inhaltsverzeichnis
  • I. Aktuelle Forschungstendenzen in der Fremdsprachendidaktik im Überblick
  • Einleitung: Themen und Trends in der Fremdsprachenforschung
  • Forschungstendenzen in der Fremdsprachendidaktik – Grundsatzüberlegungen und Auswertung der Dissertationen der Jahre 2014 bis 2016 aus dem deutschsprachigen Raum
  • II. Professionalisierung von Lehrpersonen
  • Der Übergang von der Primar- in die Sekundarstufe – eine Frage der Einstellung? Eine empirische Studie zu den Einstellungen von Englischlehrkräften der Grundschule und des Gymnasiums
  • Konzeption videobasierter und forschungsorientierter Lerneinheiten zur Förderung der Diagnosekompetenz von Lehramtsstudierenden im Fach Englisch
  • III. Lernerorientierung
  • Raumreferenz im frühkindlichen Zweitspracherwerb - Darstellung von methodischen Zugängen einer longitudinalen Untersuchung
  • Sprechfertigkeiten im frühen Englischunterricht einer Projektschule in Niedersachsen – Lernersprachliche Produktionen in einer inklusiven und einer Förderschulklasse
  • Das Erlernen der zweiten Fremdsprachen Französisch und Spanisch aus Schülersicht: Einblicke in eine qualitative Studie zum Unterrichtserleben
  • IV. Kompetenzerwerb
  • Integrativer Einsatz von literarischen Texten im niederländischen DaF-Unterricht der Sekundarstufe I
  • Designing teachers’ action research: CLIL and the functional use of the L1 in Politics, Economics & Culture
  • Politische Bildung im Englischunterricht – ein methodisch-didaktischer Beitrag zur Lehrwerkkritik
  • V. AutorInnenverzeichnis

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Annika Kreft / Mona Hasenzahl

Einleitung: Themen und Trends in der Fremdsprachenforschung

1. Fremdsprachendidaktische Forschung von early career researchers – ein Blick auf das vergangene Jahrzehnt1

Aktuelle Tendenzen in der Fremdsprachenforschung lassen sich vor allem in den Arbeiten von early career researchers erkennen, die neue Themen aufgreifen und die methodologische Diskussion voranbringen. Diese Arbeiten sind mithilfe einiger einschlägiger Publikationen von Nachwuchstagungen, Summer Schools, Forschungswerkstätten sowie Forschungsverbänden in den vergangenen zehn Jahren systematisiert worden. Als zentrale Forschungsfelder lassen sich vor allem die Konzept-, Kompetenz-, Lehr- und Professions- sowie Lernforschung identifizieren. Thematische Schwerpunkte liegen in den ‚klassischen‘ Bereichen Content and Language Integrated Learning (CLIL), das Lernen und Lehren von Kultur im Fremdsprachenunterricht, Autonomie und digitale Medien. Zudem werden im Hinblick auf die Bereiche Diagnose und Tests sowie Mehrsprachigkeit neue inhaltliche Forschungstrends sichtbar (vgl. Caspari in diesem Band, Doff et al. 2016). Häufig handelt es sich bei den Dissertationsschriften um empirische Arbeiten, wobei aus methodologischer Sicht überwiegend qualitative Zugänge gewählt werden, die Tendenz zu mixed methods-Ansätzen jedoch zunehmende Beliebtheit erfährt. So liegt beispielsweise im Sammelband von Beermann et al. (2011) der Schwerpunkt auf der Darstellung von unterschiedlichen Erhebungsinstrumenten wie Interviews, Introspektion, Fragebögen, Tests oder Videografien in verschiedenen Dissertationsprojekten. Einen ebenfalls methodisch motivierten Diskurs stoßen Aguado, Finkbeiner und Tesch (erscheint) in ihrem Sammelband an, beziehen sich dabei jedoch ausschließlich auf Dissertationsprojekte innerhalb des qualitativ-rekonstruktiven Paradigmas, welche die Verfahren Lautes Denken, Stimulated Recall und die Dokumentarische Methode nutzen. Elsner und ←9 | 10→Viebrock (2014) setzen mit ihrem gleichnamigen Sammelband zum Thema Triangulation in Dissertationsprojekten einen methodologischen Schwerpunkt. Die Publikation präsentiert Qualifikationsarbeiten, die Zugänge zu den Themenbereichen Lesekompetenz, interkulturelle Kompetenz oder lehrpersonenseitige Diagnosekompetenz wählen und dabei alle Aspekte von Forscher-, Daten- und Methodentriangulation aufweisen. Des Weiteren heben Doff und Komoss (2017) in ihrer Publikation Forschungsarbeiten von early career researchers hervor, die dem methodologischen Ansatz des Design-Based Research (DBR) folgen. Es handelt sich dabei um thematisch diverse Projekte, die durch die Foki Unterricht, Schule und Bildungssystem unterschiedliche strukturelle Ebenen institutioneller Bildung adressieren. Den Aspekt der Interdisziplinarität, der hierbei mitschwingt, nehmen Wilden und Rossa (i. V.) hinsichtlich aktueller fremdsprachendidaktischer early career researchers-Projekte und damit verbundener inhaltlicher sowie methodischer Entwicklungen in ihrer Publikation explizit in den Blick. Dabei richtet sich ein besonderes Augenmerk auf Qualifikationsarbeiten, die triangulative Designs und methodisch-interdisziplinäre Zugänge, wie die Dokumentarische Unterrichtsforschung, wählen.

Vor dem skizzierten Hintergrund lässt sich der Diskurs im Bereich der fremdsprachendidaktischen Forschung von early career researchers des vergangenen Jahrzehnts mit Doff et al. (2016) wie folgt zusammenfassen:

„English is still the most commonly-researched language; language and culture, language and media, and language for special purposes continue to be topics of interest; and qualitative methods remain in the forefront of language teaching research. However, research has also become more diverse in recent years.“ (Doff et al. 2016: 231)

Insgesamt fällt bei systematischer Betrachtung der dargestellten Publikationen auf methodischer Ebene eine Entwicklung hin zu erheblich komplexeren Forschungsdesigns auf (vgl. hierzu auch Caspari in diesem Band). Insbesondere triangulative sowie innovative, methodologische Zugänge wie DBR oder die Dokumentarische Unterrichtsforschung haben dabei verstärkt Anwendungen gefunden. Inhaltlich zeichnet sich zudem – wie von Doff et al. (2016) sowie Caspari (in diesem Band) konstatiert – eine zunehmende Diversifizierung ab, mit Schwerpunkten in den Bereichen inter- und transkulturelles Lernen, CLIL sowie Lehrpersonenaus- und -weiterbildung. Die Diversifizierung des Feldes führt ferner dazu, dass die Projekte eine höhere thematische Interdisziplinarität aufweisen und es infolgedessen zunehmend schwieriger wird, sie einem konkreten Themenbereich zuzuordnen (vgl. Doff et al. 2016: 231). Aus der Perspektive der early career researcher resultiert aus jener zunehmenden Komplexität ein ←10 | 11→Arbeiten, welches häufig mehrere Diskurse und Disziplinen miteinander verbindet, was wiederum Herausforderungen auf inhaltlicher und methodologisch-methodischer Ebene mit sich bringt sowie von den Forschenden eine erhöhte Flexibilität und nicht selten Innovativität verlangt.

2. Zum Aufbau und zu den Beiträgen dieses Bandes

Auch im vorliegenden Band, welcher auf Beiträgen der an der Goethe-Universität Frankfurt durchgeführten, 12. Arbeitstagung für early career researchers der Deutschen Gesellschaft für Fremdsprachenforschung (DGFF) basiert, wird die zunehmende Diversifizierung der aktuellen fremdsprachendidaktischen Forschung sichtbar. Der Band zeigt einen Querschnitt zu aktuellen inhaltlichen Themen wie u. a. Professionsforschung in der Lehrpersonenaus- und -weiterbildung, CLIL, politische Dimensionen im Fremdsprachenunterricht, literarische Kompetenz sowie inklusive Settings. In diesem Rahmen wird der Fremd- und Zweitsprachenerwerb im Hinblick auf verschiedene Sprachen untersucht. Zu Letzteren gehören die am meisten vertretene Sprache Englisch sowie Deutsch als Zweit- bzw. Fremdsprache (DaZ bzw. DaF) im chinesischen und niederländischen Kontext (vgl. hierzu auch Doff et al. 2016: 231). Ferner widmet sich ein Beitrag den romanischen Sprachen Französisch und Spanisch. Der vorliegende Sammelband wird zudem in methodischer und methodologischer Hinsicht anschlussfähig an die Arbeiten von Elsner und Viebrock (2014), Aguado, Finkbeiner und Tesch (erscheint) sowie Wilden und Rossa (i.V.), da zum einen Triangulationen auf verschiedenen Ebenen in den vorgestellten Projekten stark vertreten sind und zum anderen, mit dem dokumentarischen Ansatz und DBR bzw. damit verbundenen Modifikationen, innovative Zugänge gewählt und geschaffen werden.

Die nachfolgenden Beiträge bieten einen Überblick zu aktuellen Tendenzen in der fremdsprachendidaktischen Forschung. Nach einem Rahmenbeitrag zu Forschungstrends von early career researchers aus den Jahren 2014 bis 2016 (Caspari) richtet sich ein besonderes Augenmerk auf die Vorstellung konkreter Qualifikationsarbeiten. Die Verfasser der Qualifikationsarbeiten befinden sich mit ihren Projekten in unterschiedlichen Phasen der Promotion, von der Konzeption eines Forschungsvorhabens bis hin zur eingereichten Dissertationsschrift. Ihre Beiträge sind nach den inhaltlichen Themenbereichen der Professionalisierung von Lehrpersonen (Schlieckmann, Kemmerer), der Lernerenorientierung (Cao, Ehmke, Fritz) sowie des Kompetenzerwerbs (Lehrner-te Lindert, Nijhawan, Kuhn) gegliedert. Sie zeigen unterschiedliche thematische Vertiefungen sowie – durch die Verwendung von Fragebögen, Tests, Interviews ←11 | 12→und Videografien sowie DBR- und rekonstruktiven Ansätzen – verschiedene methodische und methodologische Zugänge in quantitativen, qualitativen oder mixed methods-Designs auf.

In ihrem Rahmenbeitrag bietet Daniela Caspari einen Überblick zu Forschungstendenzen von early career researchers in der Fremdsprachendidaktik. In diesem Zusammenhang untersucht die Autorin in den Jahren 2014 bis 2016 erschienene Dissertationen aus dem deutschsprachigen Raum und ordnet diese in den Diskurs zu größeren Forschungstendenzen der Fremdsprachendidaktik ein. Die insgesamt 73 analysierten Dissertationsschriften konnten zwölf vorab identifizierten Forschungsfeldern zugeordnet werden. Häufig sind in diesem Zusammenhang durch interdisziplinäre Überschneidungen Mehrfachzuordnungen möglich. In den Dissertationen ist ein starker Trend zu empirischen, insbesondere qualitativen Arbeiten zu verzeichnen. Der Anteil von theoretischen und historischen Arbeiten fällt im Vergleich dazu sehr gering aus, allerdings weist die Autorin darauf hin, dass empirische Arbeiten häufig ebenfalls einen Beitrag zu theoretischer Forschung leisten. Frau Caspari schließt ihren Beitrag mit der Formulierung von neun Thesen und plädiert vor diesem Hintergrund für die regelmäßige Erstellung von Überblicksarbeiten zu Dissertationsschriften auf der Grundlage gemeinsamer Analysekriterien und -kategorien.

Das zweite Kapitel nimmt den inhaltlichen Fokus der Professionalisierung von Lehrpersonen in den Blick. In ihrem Beitrag stellt Rebecca Schlieckmann die Frage nach Lehr-Lern-Einstellungen von Englischlehrpersonen in der Grundschule und am Gymnasium mit einem besonderen Augenmerk auf dem Übergang zwischen beiden Schulformen. Sie untersucht in ihrem Forschungsprojekt mögliche Einstellungsveränderungen und Bedingungen für eine längerfristige schulformübergreifende Kooperation. Im Rahmen von initiierten Netzwerktreffen zwischen Lehrpersonen der Grundschule und des Gymnasiums wurden mit den Teilnehmenden u. a. leitfadengestützte Interviews zu deren Lehr-Lern-Einstellungen geführt. Erste Ergebnisse zeigen in diesem Zusammenhang bereits die besondere Relevanz von schulformheterogenen Hospitationen im Englischunterricht.

Alexandra Kemmerer widmet sich in ihrem Beitrag der Frage, inwiefern die Diagnosekompetenz hinsichtlich mündlicher SchülerInnenkompetenzen unter Lehramtsstudierenden durch reflexive Prozesse gefördert werden kann. Dabei legt sie ihren Schwerpunkt auf den Einsatz von Online-Lerneinheiten, die mit einer Analyse von Unterrichtsvideos verbunden werden. Unter Verwendung des DBR-Ansatzes skizziert die Autorin eine multimodale Herangehensweise an die Erforschung einer Entwicklung von Diagnosekompetenz.

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Das dritte Kapitel fokussiert den Schwerpunkt der Lernerorientierung2. Vor diesem Hintergrund untersucht Jiazhen Cao in ihrer Dissertationsstudie den Zeitpunkt und die Reihenfolge des Erwerbs von Lokalisierungsausdrücken von Kindern mit Deutsch als Zweitsprache und Erstsprache Chinesisch. Dabei geht sie außerdem der Frage nach der Beeinflussung des Zweitsprachenerwerbs von Lokalisierungsausdrücken durch die Erstsprache und damit verbundenen Schwierigkeiten nach. In der als Longitudinalstudie angelegten Untersuchung wurden authentische Sprachdaten aus Spielkontexten von Vorschulkindern mit L1 Chinesisch aufgezeichnet und analysiert. Erste Ergebnisse zeigen beispielsweise die Verwendung von Übergeneralisierungen von Formen, die den Kindern geläufiger sind, und weisen auf die besondere Rolle hin, die visuellen Materialien bei der Vermittlung zielsprachlicher Raumkonzepte zukommt.

Janina Ehmke analysiert in ihrer Studie die Entwicklung der Sprechfertigkeiten in der Fremdsprache Englisch von SchülerInnen mit und ohne sonderpädagogischen Förderbedarf (SFB) bis zum Ende der Klasse 4 in einem inklusiven Englischunterricht und vergleicht diese mit den Sprechfertigkeiten von SchülerInnen mit SFB einer Förderschulklasse. In dem vorliegenden Beitrag legt sie den Fokus auf das Design des in ihrem Setting angewandten Sprechtests, welcher zu zwei Zeitpunkten – am Ende von Klasse 3 und 4 – erhoben wird. Bei der Auswertung der Tests sollen neben der Ermittlung des sprachlichen Entwicklungsstandes quantitative und qualitative Aspekte der Lernersprache wie beispielsweise der Sprechumfang und der Rückgriff auf die Muttersprache näher betrachtet werden.

Details

Seiten
186
Erscheinungsjahr
2019
ISBN (PDF)
9783631774106
ISBN (ePUB)
9783631774113
ISBN (MOBI)
9783631774120
ISBN (Hardcover)
9783631770375
DOI
10.3726/b14910
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2019 (Januar)
Schlagworte
Fremdsprachenforschung Forschungstendenzen Professionsforschung Kompetenzorientierung Lehrpersonenausbildung
Erschienen
Berlin, Bern, Bruxelles, New York, Oxford, Warszawa, Wien, 2019. 186 S., 6 s/w Abb., 12 Tab., 1 Graf.

Biographische Angaben

Annika Kreft (Band-Herausgeber:in) Mona Hasenzahl (Band-Herausgeber:in)

Annika Kreft ist wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Goethe-Universität Frankfurt/Main in der Abteilung Sprachlehrforschung und Englischdidaktik. Ihre Schwerpunkte in Forschung und Lehre sind transkulturelles und interkulturelles Lernen, fremdsprachlicher Literaturunterricht, Professionalisierungs- und rekonstruktive Unterrichtsforschung. Mona Hasenzahl arbeitet aktuell in der Sozialverwaltung und befasst sich vorrangig mit Inklusion und Teilhabe. Während ihrer Tätigkeit als wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Abteilung Sprachlehrforschung und Englischdidaktik der Goethe-Universität Frankfurt/Main widmete sie sich u.a. den Themen Sprachenpolitik, Inklusion und Differenzierung.

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Titel: Aktuelle Tendenzen in der Fremdsprachendidaktik