Nicola Kramp-Seidel, Salomon Adrets Responsa als Praxis religiösen Entscheidens. Jüdische Religion, Geschichte und Kultur, 33. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 2022, 154 pp.

Die Arbeit entstand im Rahmen der Münsteraner SFBs 1150 „Kulturen des Entscheidens“ und 1385 „Recht und Literatur“. Ihre Autorin prüft ein innovatives Konzept anhand der rabbinischen Rechtsgutachten (Responsa) eines besonders wichtigen spanischen Gelehrten, R.Salomo ben Abraham ibn Adret (gest. 1310, Akronym: Raschba). Dessen in die Tausende gehenden hebräischen Rechtsgutachten liegen in einer kritischen Edition (Sheelot u-Teshuvot ha-Rashba, hg. v. Aharon Zaleznik, 5 Bde., Jerusalem 1997–2005 [Hebärisch]) vor und wurden von Kramp-Seidel offenbar in Gänze durchgesehen. Allein schon diese zeitraubende und mühsame Arbeit ist positiv zu würdigen, ist doch die rabbinische Rechtssprache nicht leicht zu erschließen. Nicht angesprochen ist das Problem der Autorenschaft zahlreicher Responsa, die zwar in der Edition zu Adret aufgenommen wurden, ihm allerdings nicht sicher zugeschrieben werden können. Unter den hierfür relevanten Arbeiten von Simcha Emanuel wäre zuletzt sein 2019 erschienener Aufsatz „Additional Responsa by Rabbi Shlomo ben Aderet“ (Professor Meir Benayahu Memorial Volume, Bd.1, hg. von Moshe Bar-Asher et al., Jerusalem 2019, S.329–339) zu nennen, ebenso das neue, freilich für Kramp-Seidel noch nicht einsehbare Buch von Pinchas Roth, In This Land. Jewish Life and Legal Culture in Medieval Provence (2021). Diese methodische Schwierigkeit ist für die mittelalterliche Responsenliteratur allgemein gültig und kann nur näherungsweise behoben werden. Immerhin sind die Responsen Adrets deutlich unproblematischer als etwa die seines deutschen Kollegen Rabbi Meir von Rothenburg (gest. 1293).